Wir sind mittendrin, mitten in ausserordentlich bewegten Zeiten, die exorbitante gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringen und die Geschichte schreiben. Entwarnung ist noch nicht in Sicht. Davon zeugen nicht nur derzeitige Verhaltensweisen von Mensch und Gesellschaft und die damit verbundenen äusseren Erscheinungen, sondern ein Blick in die Sterne vermittelt dies ebenso. Ruhe kommt nicht so schnell auf, dennoch sollten wir selbst die Ruhe bewahren und dort ins Handeln kommen, wo dieses jetzt verlangt ist und benötigt wird. Nicht schlafen ist die Devise, sondern erwachen und aufstehen lautet das Credo der aktuellen Stunde. Dabei werden wir wohl noch so einige Überraschungen und Offenbarungen erleben. Das ist der Charakter der aktuellen Zeit.

Immer wieder frage ich mich: Wie werden wir eines Tages darüber denken und sprechen, wie wir als Gesellschaft darauf reagiert und damit umgegangen sind, womit wir heute konfrontiert sind? Werden wir die Lektion verstanden haben und die Aufgabe, die uns das Leben damit stellte, gut gemeistert haben? Werden wir, stolz darauf sein können, wie wir agiert haben? Werden wir Freude empfinden, wenn wir uns daran erinnern, welchen Beitrag wir geleistet haben, um die Herausforderung innerlich und äusserlich, privat und beruflich, individuell und kollektiv zu meistern? Werden wir es mögen, wie wir mit anderen Menschen umgegangen sind? Werden wir mit gutem Gewissen sagen können, es war richtig, was wir getan, entschieden und unternommen haben? …

Welche Antworten wir uns auf diese Fragen geben werden, liegt in unserer Hand. Hier und heute, jeden neuen Moment können wir dazu beitragen, dass wir mit einem guten Gefühl agieren und später mit einem ebenso guten Gefühl darauf zurückblicken. Wie uns das gelingt? Indem wir Verantwortung für uns übernehmen – also unser Dasein, unser Denken, Fühlen und Handeln mit unserem Inneren abstimmen und uns von äusseren Einflüssen freimachen. Wir dürfen und müssen auf uns selbst vertrauen. Die für einen individuell richtigen Antworten – jene, die in Einklang mit unseren Lebensaufgaben stehen und unserem und dem Wohl anderer dienen – sind einzig in uns selbst zu finden. Niemand anders kann sie uns geben.

Die für einen richtigen Antworten zu finden, dabei helfen uns unter anderem folgende 7 Fragestellungen:

1. VERTRAUEN STATT ANGST
„Von welcher Haltung bzw. welcher Kraft ist mein Agieren geprägt?“
Von Vertrauen, Freude, Zuversicht und Positivität – oder von Angst, Zweifel, Unsicherheit, Bequemlichkeit und Egoismus? Wir wissen es alle und doch ist keiner vor ihr gefeit: Angst ist niemals ein guter Ratgeber, sie ist eine Fessel der Menschheit. Angst ist ein Gradmesser, wie weit man sich von sich selbst wegbewegt hat. Ihrem Diktat zu folgen tut niemandem gut – weder den Menschen, die sie verspüren, noch jenen, die sie verbreiten. Angst führt immer zu Trennung: Sie trennt einen von sich selbst ab, trennt die Menschen von einander ab. Jedes Mal, wenn die Angst dominiert, gilt es, diese vollzogene Trennung zu erkennen und sich zu fragen: Wozu habe ich die Verbindung verloren? Und: Wie kann ich diese wiederherstellen?

2. BEWUSSTER EINSATZ DER EIGENEN KRAFT
„Was will ich von Herzen bewegen?“ und „Was ist im Rahmen meiner Bestimmung meine Aufgabe? Wie werde ich hier und jetzt mit meinen Fähigkeiten gebraucht? In welcher Welt möchte ich künftig leben und was trage ich dazu bei, diese entstehen zu lassen?“ Jeder schreibt seine eigene Geschichte – und damit die kollektive Geschichte mit. Wir haben es in der Hand! Jeden Tag können wir uns entscheiden, was wir bewegen, wofür wir uns einsetzen wollen, was wir tun oder nicht mehr tun. Jeder Tag ist eine neue Chance, um die Dinge in die Hand zu nehmen.

3. EIGENSTÄNDIGKEIT UND UNABHÄNGIGKEIT
„Wie selbständig und eigenverantwortlich bin ich? Stehe ich zu mir und dem, was mich von Herzen ausmacht und bin ich mir selbst treu? Oder folge ich etwas, das nicht meins ist, wenn ich ganz ehrlich bin?“ Es geht darum, auf sich selbst zu bauen, Haltung einzunehmen, eigenständig zu sein und für das einzustehen, wovon man spürt, dass es für einen wichtig ist – unabhängig davon, was andere darüber denken mögen. Selbst-Bewusstsein, innere Klarheit und Ehrlichkeit bilden die Basis dafür. Und eine Portion Mut gehört natürlich auch dazu!

4. WEITER DENKEN, NEUER UND GANZER DENKEN
„Wie sehr bin ich bereit, neuer und anders zu denken? Kann ich mir vorstellen Unmögliches für möglich zu halten?“ Um eine Sache zu verstehen und ganz zu sehen, bedingt es, verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Sie und ich, wir können beide zeitgleich auf den Zürichsee schauen. Sie tun es von Zürich aus, ich von Rapperswil aus. Jeder von uns blickt also auf denselben See – und dennoch offenbart sich jedem ein ganz anderes Bild.
Wir müssen bereit sein, über den Tellerrand hinauszublicken, immer wieder den Sprung von der Frosch- in die Vogelperspektive vorzunehmen, das Unmittelbare zu überwinden und die Gegebenheiten und Möglichkeiten neu denken und miteinander zu verknüpfen. Bekanntlich ist nichts so, wie es scheint und wie heisst es doch so schön: „Ich weiss, dass ich nichts weiss!“

5. SELBST-VERTRAUEN
„Wie sehr vertraue ich meiner inneren Wahrnehmung, meinem Bauchgefühl, meiner Intuition?“ Es gilt, immer wieder daran zu denken: Andere können sich irren. Die Intuition, die für das innere Wissen eines Menschen steht, jedoch nicht. Sie bezieht bei ihrer Informationsbeschaffung weit mehr Aspekte ein als der Verstand es jemals kann. Die innere Stimme, diese in uns liegende Führung, weiss immer mehr, als der Mensch im einzelnen Moment es tut. Im Zeitalter des Wissens sind wir darauf angewiesen, unser inneres Wissen zu aktivieren und zu fördern, ansonsten werden wir keine gewinnbringenden Antworten finden und nicht das tun, wozu wir fähig und bestimmt sind.

6. AUSGEWOGENHEIT STATT EXTREMITÄT
„Wie ausgewogen gehe ich vor? Wann bin ich ganz in meiner Mitte, wann falle ich in das eine oder andere Extrem?“ Das Gesetz des Ausgleichs ist ein natürliches Lebensgesetz. Nicht umsonst gilt das Agieren aus der eigenen Mitte heraus als ein Schlüsselelement rechten Handelns! Extreme aller Art sind nie gut. Sie sind gefährlich und richten enormen Schaden an. Ein Blick auf die Geschichte offenbart dies mehr als genug. Ebenso finden sich im eigenen Leben genügend Beispiele dafür, was extreme Denk- oder Verhaltensweisen anrichten.

7. HARMONISIERUNG STATT POLARISIERUNG
„Polarisiere ich noch oder harmonisiere ich schon?“ Die derzeitig rasant vor sich gehende und von vielen Teilen der Gesellschaft – bewusst oder unbewusst – angetriebene Spaltung ist eine weit grössere Bedrohung als vielen bewusst ist und hierin liegt eine der grössten Aufgaben der 2020er-Jahre. Zu einem neuen Gemeinschaftsbewusstsein zu finden, ohne die Vielseitigkeit abzuschaffen und alles gleichmachen zu wollen, ist eine der zentralen Aufgabenstellungen unserer modernen Gesellschaft. Einheit in Vielfalt ist das Ziel. Und dies beginnt beim Einzelnen selbst, im eigenen Alltag – und im Bewusstsein, dass alles letztlich eins ist und miteinander in Verbindung steht, auch wenn es noch so gegensätzlich erscheint. Jeder ist aufgerufen, Brücken zu schlagen, harmonisierend und integrierend zu wirken. Damit beginnt die Veränderung. Darum herum kommen wir nicht. Mitgefühl und Toleranz sind Trumpf, Polarisierung ist out.

Unterschätzen Sie bitte Ihre Kraft und Ihren Einfluss nicht – vor allem nicht dann, wenn Sie von Herzen handeln und in Verbindung mit sich selbst sind. Vertrauen Sie sich. Vertrauen Sie Ihrer Kraft und Ihrer Fähigkeit, das umzusetzen, wovon Sie innerlich spüren, es jetzt umsetzen zu „müssen“. Besondere Zeiten verlangen immer nach besonderem Einsatz. Jeder Beitrag zählt, im Kleinen wie im Grossen!

Und wir dürfen niemals eins vergessen: Letztlich wünschen wir uns doch alle dasselbe: Friede, Freiheit, Freude… und Liebe! Diesen Wunsch zu verwirklichen, daran sollten wir unaufhörlich arbeiten. Ungezwungen und selbstbestimmt zu leben ist die Essenz jedes Lebens – und das Recht jedes einzelnen Menschen.