„Im 21. Jahrhundert wird es keinen dritten Weltkrieg geben. Wohl aber sind wir dabei die Zahl der gleichzeitig lebenden Menschen auf dem Erdball zu steigern. (..) Folge ist, dass diese Menschenmassen über Fernsehen, Internet hysterisierbar sind.“
Helmut Schmidt, Altbundeskanzler, 2007

Wir sind in bedeutsamen Zeiten und das Verhältnis von Individuum und Kollektiv wird massgeblich geprüft. Ein grosses Thema der kommenden zwanzig Jahre und darüber hinaus. In Massenbewegungen schlummern unkontrollierbare Gefahren. Kollektiver Fanatismus ist eine davon. Was die Macht des Kollektiv so besonders gefährlich macht, ist, dass die Masse den Einzelnen davor schützt, Verantwortung zu übernehmen. Oft wird ein Kollektiv schneller als ihm bewusst ist, ein Opfer gelebter Machtpolitik. Albert Einstein sprach immer davon, wie wichtig es sei, niemals damit aufzuhören, Fragen zu stellen. Sobald wir aufhören, die Gegebenheiten verstehen zu wollen und nach dem Weshalb zu fragen, entledigen wir uns der Verantwortung und übertragen die Handlungsvollmacht an andere.

Unbewusste, unkontrollierte und unbeschränkte Macht ist bedrohlich; in politischen Systemen ist es essentiell, dass die Macht nicht unbegrenzt an- und verwendbar ist. Viel zu oft, zu schnell und zu unüberlegt oder aus Angst werden innerhalb der Gesellschaft Menschen und Ideen angegriffen, die nicht der allgemeinen Norm entsprechen. Differenzierung, Individualität und Vielfältigkeit sind jedoch der Grund einer gesunden Lebenskultur.

Jeder von uns hat jederzeit aufmerksam zu beobachten, wie sich das allgemeine Verhalten entwickelt, um ungesunde Entwicklung rechtzeitig zu erkennen: Wird nach Lösungen gesucht? Sind öffentliche Äusserungen von Konstruktivität geprägt? Werden Herausforderungen positiv angegangen? Wird Eigenverantwortung gelebt? Oder wird die Schuld bei anderen gesucht und sind Negativität, Angst, Destruktivität und Drama den Ton angebend?

Unsere Gemeinschaft gedeiht nur dann, wenn Solidarität, Respekt und Toleranz gegenüber dem einzelnen Menschen gewahrt werden. Ausgrenzung Einzelner oder von Minderheiten durch Machtapparate deuten auf eine ungesunde Entwicklung hin. Mitmenschlichkeit und Mitgefühl zu fördern, ist eine der wichtigsten Aufgaben der modernen Gesellschaft. Von gesellschaftlicher Reife zeugt, wenn mit Freiheit, Friede, Vertrauen und Unabhängigkeit gefördert wird und die Würde und die Rechte des Einzelnen gewahrt werden.

Die Zukunft gehört den Nationen, die es verstehen, neue Wege einer freiheitlich geprägten und menschenfreundlichen Politik zu gehen – und nicht jenen, die menschenfeindliche Kontroll- und Machtpolitik betreiben. Die Vielseitigkeit als Basis einer gut funktionierenden Einheit macht den entscheidenden Unterschied.

Quelle: Christine N. Kloess, WIR SIND., 2016

Wir sind mittendrin, mitten in ausserordentlich bewegten Zeiten, die exorbitante gesellschaftliche Herausforderungen mit sich bringen und die Geschichte schreiben. Entwarnung ist noch nicht in Sicht. Davon zeugen nicht nur derzeitige Verhaltensweisen von Mensch und Gesellschaft und die damit verbundenen äusseren Erscheinungen, sondern ein Blick in die Sterne vermittelt dies ebenso. Ruhe kommt nicht so schnell auf, dennoch sollten wir selbst die Ruhe bewahren und dort ins Handeln kommen, wo dieses jetzt verlangt ist und benötigt wird. Nicht schlafen ist die Devise, sondern erwachen und aufstehen lautet das Credo der aktuellen Stunde. Dabei werden wir wohl noch so einige Überraschungen und Offenbarungen erleben. Das ist der Charakter der aktuellen Zeit.

Immer wieder frage ich mich: Wie werden wir eines Tages darüber denken und sprechen, wie wir als Gesellschaft darauf reagiert und damit umgegangen sind, womit wir heute konfrontiert sind? Werden wir die Lektion verstanden haben und die Aufgabe, die uns das Leben damit stellte, gut gemeistert haben? Werden wir, stolz darauf sein können, wie wir agiert haben? Werden wir Freude empfinden, wenn wir uns daran erinnern, welchen Beitrag wir geleistet haben, um die Herausforderung innerlich und äusserlich, privat und beruflich, individuell und kollektiv zu meistern? Werden wir es mögen, wie wir mit anderen Menschen umgegangen sind? Werden wir mit gutem Gewissen sagen können, es war richtig, was wir getan, entschieden und unternommen haben? …

Welche Antworten wir uns auf diese Fragen geben werden, liegt in unserer Hand. Hier und heute, jeden neuen Moment können wir dazu beitragen, dass wir mit einem guten Gefühl agieren und später mit einem ebenso guten Gefühl darauf zurückblicken. Wie uns das gelingt? Indem wir Verantwortung für uns übernehmen – also unser Dasein, unser Denken, Fühlen und Handeln mit unserem Inneren abstimmen und uns von äusseren Einflüssen freimachen. Wir dürfen und müssen auf uns selbst vertrauen. Die für einen individuell richtigen Antworten – jene, die in Einklang mit unseren Lebensaufgaben stehen und unserem und dem Wohl anderer dienen – sind einzig in uns selbst zu finden. Niemand anders kann sie uns geben.

Die für einen richtigen Antworten zu finden, dabei helfen uns unter anderem folgende 7 Fragestellungen:

1. VERTRAUEN STATT ANGST
„Von welcher Haltung bzw. welcher Kraft ist mein Agieren geprägt?“
Von Vertrauen, Freude, Zuversicht und Positivität – oder von Angst, Zweifel, Unsicherheit, Bequemlichkeit und Egoismus? Wir wissen es alle und doch ist keiner vor ihr gefeit: Angst ist niemals ein guter Ratgeber, sie ist eine Fessel der Menschheit. Angst ist ein Gradmesser, wie weit man sich von sich selbst wegbewegt hat. Ihrem Diktat zu folgen tut niemandem gut – weder den Menschen, die sie verspüren, noch jenen, die sie verbreiten. Angst führt immer zu Trennung: Sie trennt einen von sich selbst ab, trennt die Menschen von einander ab. Jedes Mal, wenn die Angst dominiert, gilt es, diese vollzogene Trennung zu erkennen und sich zu fragen: Wozu habe ich die Verbindung verloren? Und: Wie kann ich diese wiederherstellen?

2. BEWUSSTER EINSATZ DER EIGENEN KRAFT
„Was will ich von Herzen bewegen?“ und „Was ist im Rahmen meiner Bestimmung meine Aufgabe? Wie werde ich hier und jetzt mit meinen Fähigkeiten gebraucht? In welcher Welt möchte ich künftig leben und was trage ich dazu bei, diese entstehen zu lassen?“ Jeder schreibt seine eigene Geschichte – und damit die kollektive Geschichte mit. Wir haben es in der Hand! Jeden Tag können wir uns entscheiden, was wir bewegen, wofür wir uns einsetzen wollen, was wir tun oder nicht mehr tun. Jeder Tag ist eine neue Chance, um die Dinge in die Hand zu nehmen.

3. EIGENSTÄNDIGKEIT UND UNABHÄNGIGKEIT
„Wie selbständig und eigenverantwortlich bin ich? Stehe ich zu mir und dem, was mich von Herzen ausmacht und bin ich mir selbst treu? Oder folge ich etwas, das nicht meins ist, wenn ich ganz ehrlich bin?“ Es geht darum, auf sich selbst zu bauen, Haltung einzunehmen, eigenständig zu sein und für das einzustehen, wovon man spürt, dass es für einen wichtig ist – unabhängig davon, was andere darüber denken mögen. Selbst-Bewusstsein, innere Klarheit und Ehrlichkeit bilden die Basis dafür. Und eine Portion Mut gehört natürlich auch dazu!

4. WEITER DENKEN, NEUER UND GANZER DENKEN
„Wie sehr bin ich bereit, neuer und anders zu denken? Kann ich mir vorstellen Unmögliches für möglich zu halten?“ Um eine Sache zu verstehen und ganz zu sehen, bedingt es, verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Sie und ich, wir können beide zeitgleich auf den Zürichsee schauen. Sie tun es von Zürich aus, ich von Rapperswil aus. Jeder von uns blickt also auf denselben See – und dennoch offenbart sich jedem ein ganz anderes Bild.
Wir müssen bereit sein, über den Tellerrand hinauszublicken, immer wieder den Sprung von der Frosch- in die Vogelperspektive vorzunehmen, das Unmittelbare zu überwinden und die Gegebenheiten und Möglichkeiten neu denken und miteinander zu verknüpfen. Bekanntlich ist nichts so, wie es scheint und wie heisst es doch so schön: „Ich weiss, dass ich nichts weiss!“

5. SELBST-VERTRAUEN
„Wie sehr vertraue ich meiner inneren Wahrnehmung, meinem Bauchgefühl, meiner Intuition?“ Es gilt, immer wieder daran zu denken: Andere können sich irren. Die Intuition, die für das innere Wissen eines Menschen steht, jedoch nicht. Sie bezieht bei ihrer Informationsbeschaffung weit mehr Aspekte ein als der Verstand es jemals kann. Die innere Stimme, diese in uns liegende Führung, weiss immer mehr, als der Mensch im einzelnen Moment es tut. Im Zeitalter des Wissens sind wir darauf angewiesen, unser inneres Wissen zu aktivieren und zu fördern, ansonsten werden wir keine gewinnbringenden Antworten finden und nicht das tun, wozu wir fähig und bestimmt sind.

6. AUSGEWOGENHEIT STATT EXTREMITÄT
„Wie ausgewogen gehe ich vor? Wann bin ich ganz in meiner Mitte, wann falle ich in das eine oder andere Extrem?“ Das Gesetz des Ausgleichs ist ein natürliches Lebensgesetz. Nicht umsonst gilt das Agieren aus der eigenen Mitte heraus als ein Schlüsselelement rechten Handelns! Extreme aller Art sind nie gut. Sie sind gefährlich und richten enormen Schaden an. Ein Blick auf die Geschichte offenbart dies mehr als genug. Ebenso finden sich im eigenen Leben genügend Beispiele dafür, was extreme Denk- oder Verhaltensweisen anrichten.

7. HARMONISIERUNG STATT POLARISIERUNG
„Polarisiere ich noch oder harmonisiere ich schon?“ Die derzeitig rasant vor sich gehende und von vielen Teilen der Gesellschaft – bewusst oder unbewusst – angetriebene Spaltung ist eine weit grössere Bedrohung als vielen bewusst ist und hierin liegt eine der grössten Aufgaben der 2020er-Jahre. Zu einem neuen Gemeinschaftsbewusstsein zu finden, ohne die Vielseitigkeit abzuschaffen und alles gleichmachen zu wollen, ist eine der zentralen Aufgabenstellungen unserer modernen Gesellschaft. Einheit in Vielfalt ist das Ziel. Und dies beginnt beim Einzelnen selbst, im eigenen Alltag – und im Bewusstsein, dass alles letztlich eins ist und miteinander in Verbindung steht, auch wenn es noch so gegensätzlich erscheint. Jeder ist aufgerufen, Brücken zu schlagen, harmonisierend und integrierend zu wirken. Damit beginnt die Veränderung. Darum herum kommen wir nicht. Mitgefühl und Toleranz sind Trumpf, Polarisierung ist out.

Unterschätzen Sie bitte Ihre Kraft und Ihren Einfluss nicht – vor allem nicht dann, wenn Sie von Herzen handeln und in Verbindung mit sich selbst sind. Vertrauen Sie sich. Vertrauen Sie Ihrer Kraft und Ihrer Fähigkeit, das umzusetzen, wovon Sie innerlich spüren, es jetzt umsetzen zu „müssen“. Besondere Zeiten verlangen immer nach besonderem Einsatz. Jeder Beitrag zählt, im Kleinen wie im Grossen!

Und wir dürfen niemals eins vergessen: Letztlich wünschen wir uns doch alle dasselbe: Friede, Freiheit, Freude… und Liebe! Diesen Wunsch zu verwirklichen, daran sollten wir unaufhörlich arbeiten. Ungezwungen und selbstbestimmt zu leben ist die Essenz jedes Lebens – und das Recht jedes einzelnen Menschen.

Was für ein Jahr, was für Ereignisse! Wer hätte das gedacht? Zwar versprach das Jahr 2020 so einiges und sprach klar davon, ein Jahr der Aufruhr und der Extreme zu werden – ein sogenanntes Schwellenjahr, in welchem wir an einem Übergang stehen und symbolisch gesprochen einen Raum verlassen, um langsam aber sicher einen andersartigen zu betreten. Dennoch ist die tatsächlich eingetretene Heftigkeit der Ereignisse für viele überraschend gekommen.

Mit dem Monat November ist der Höhepunkt dieses Jahres erreicht – die Spitze eines herausfordernden Jahres, das uns auf vielfältige Weise ins Gedächtnis ruft, wie unsere Welt der Polarität und Dualität unterliegt. Alle Arten von Extremen, Widersprüchen und Gegensätzen zieht es mit voller Wucht ans Licht und offenbart uns eindrücklich, wie alles seine zwei Seiten hat. In dem, was gerade alles so um uns herum passiert, steckt unter anderem die Aufforderung, sich noch mehr in sich zu verankern. Ausgeglichenheit und Standfestigkeit werden uns künftig nämlich noch sehr dienlich sein.

Wir finden uns derzeit mitten in einem Fortgeschrittenen-Training rund um die Findung und Beibehaltung der eigenen Mitte wieder. Der Wechsel zwischen dem Herausfallen aus der eigenen Balance und dem Wiederfinden derselben ist ein wichtiger Prozess, der einen lehrt, Ruhe und Frieden dauerhaft in sich zu etablieren. Dies ist zugleich der Weg, der Klarheit, Standfestigkeit und innere Stärke befördert. Dabei unterstützen uns Fragen wie: Was ist es, das mich in meiner Mitte ruhen und mich diese beibehalten lässt? Was ist es gegebenenfalls, das mich aus der Balance bringt? Was fördert meine Ausgeglichenheit und wie gelingt es mir, mich mit meiner Energie auf die für mich tatsächlich wichtigen Dinge zu fokussieren?

Nutze die äusseren Bewegungen und aktuellen Erfahrungen dazu, um Dich noch mehr auf Dich selbst und Deine Kraft zuzubewegen.

Die heftigen äusseren Bewegungen wollen uns aus alten Formen drängen und uns näher zu unserem Kern führen. Es ist eine Zeit, die es uns ermöglicht, sich im eigenen Fühlen, Denken und Handeln neu auszurichten. Und das gelingt uns umso besser, je mehr wir unsere Mitte einnehmen und in jedem Moment von neuem zum Ausgangspunkt unseres Standpunktes machen. Und das ist nur ein Grund, weshalb es sich lohnt, die Gunst der Stunde zu nutzen! Jeder von uns kann derzeit nicht nur viel Neues in und über sich entdecken, sondern ebenso viel über das Leben und die Gesetzmässigkeiten auf dieser Welt, sich und andere lernen.

Konzentriere Dich auf Dich. Auf das, was Dir jetzt guttut. Auf das, was sich in Dir neu entfalten und in Dein Leben treten will. Setze Deine einzigartige Kraft dort ein, wo es Dich mit dieser jetzt braucht.

Das, was jeder auf seine Weise erlebt, will ihn auf die kommenden neuartigen Entwicklungen der Folgejahre vorbereiten. Es ist das Vorspiel, die Einleitung eines neuen Kapitels, das ab Beginn 2021 geschrieben und von Auf-Bruch in vielseitiger Form gekennzeichnet sein wird.

Und bitte vergessen Sie nicht: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Ja, genau so ist es, wie es Oscar Wilde einst sehr treffend und weise zu formulieren verstanden hat und das für nichts anderes als ein natürliches Lebensgesetz steht. Zudem ist zu sagen, dass bald ein neuer Wind aufkommen wird. Es wird Bewegung in die Sache kommen. Das ist die gute Nachricht.

Wir schreiben April und allmählich beginnen wir erst so richtig zu begreifen, was 2020 uns versprochen hat und was es bedeutet, wenn die Welt – und alles, was Teil derselben ist – in Aufruhr gerät. „Drunter und drüber“ geht’s derzeit – und vor allem darum, sich im aktuellen Momentum weder sich selbst noch den Kopf zu verlieren – sondern die eigene Kraft gezielt auf allen Ebenen (seelisch, geistig und körperlich) zu lenken und neu zu entfalten.

Im Zuge der exorbitanten Informationsflut, die die Welt beherrscht, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, mich nicht auch noch zu Wort zu melden. Doch meine innere Führung forderte mich heute Morgen früh klar dazu auf, ein paar Zeilen zu verfassen. Gespürt. Durchdacht. Umgesetzt.

Derzeit erreichen mich viele Anfragen in Bezug auf die aktuellen Ereignisse. Gerne verweise ich hierbei auf die beiden letzten veröffentlichten Blogbeiträge – auf „Ein Blick Richtung 2020“ (Dez. 2019) und „Stürmische Zeiten“ (Feb. 20). Wie Sie wissen, lesen sich diese Texte am besten in Ruhe. Und liest man sie immer wieder einmal durch, entfalten sich plötzlich nochmals neue Erkenntnisse in Bezug auf das, womit man gerade innerlich und äusserlich beschäftigt ist. Konsumieren Sie nicht. Lassen Sie die Worte vielmehr mit sich arbeiten.

Enorm viel gibt es zu sagen und auszuführen zur aktuellen Phase. Unbestritten. Doch wichtig ist, dies differenziert und abgewogen zu tun, denn die Dynamik und sämtliche Zusammenhänge sind derart weitreichend und umfassend, dass nicht alles auf einmal gesagt geschweige denn erfasst, verstanden, eingeordnet und verarbeitet werden kann. Mehr denn je ist es von Wichtigkeit, sich bewusst und gezielt von jeglichen äusseren Einflüssen abzugrenzen – ohne dabei jedoch der Realität zu entfliehen. Ich weiss, dies ist eine Kunst für sich, die nach ständiger Fokussierung und geistiger Disziplin verlangt – doch es lohnt sich, denn dies schützt, bewahrt und fördert die ureigene Lebenskraft.

Die Antworten, welche wir in existentiellen Krisen zu finden hoffen,
sind nicht in den äusseren Informationsfluten zu finden.
In uns selbst liegt die einzige Wahrheit, die uns im Hier und Jetzt dient und uns den richtigen Weg weist.

Ein Gebot der Stunde lautet: Schritt für Schritt. Eins nach dem anderen. Wir dürfen uns nicht überfordern. Ein gesundes Mass in allem zu halten, was wir wahrnehmen, tun oder lassen, entscheiden, denken und fühlen ist ein zentraler Faktor, um all‘ das managen und verstehen zu können, was auf einen einprasselt. Zugleich liegt es mir am Herzen, an der Stelle auf eine Sache hinzuweisen: Welche Theorien und Auffassungen aller Art über die aktuelle Gemengelage auch immer gerade kursieren – es spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig ist einzig, sich der Herausforderung hier und jetzt zu stellen, aufmerksam zu sein, mit der Lage umzugehen lernen, sich damit zu beschäftigen, was innerlich und äusserlich dafür getan werden kann, dass eine Wende zum Besseren gewährleistet ist – und was wir daraus lernen.

„Die Welt hat Lungenentzündung.“

… mit diesem Satz hat neulich eine Kundin die Lage treffend beschrieben. Denn die Symbolik die darin liegt, dass die Welt aufgrund eines Erregers ins Wanken gerät, der die Lunge angreift und vor keiner Grenze Halt macht, spricht eine klare Sprache. Man bedenke: Der Atem steht für das Leben, die Lebenskraft – also etwas Existenzielles. Und die Lunge steht für Kontaktaufnahme, Kommunikation, Interaktion. Ist sie entzündet oder wird sie angegriffen, ist das ein Hinweis darauf, dass die Unterscheidung zwischen Selbst und Fremd nicht vollzogen und sich die Freiheit, auf sich selbst zu hören, nicht zugestanden wird.

Die Beziehung mit sich selbst, mit anderen, mit der Welt und dem Leben
soll ins rechte Mass gerückt und auf wertvolle Weise gelebt werden.

Das Leben sendet uns in viele Zeichen, dass es an der Zeit ist, mehr in die Eigenverantwortung zu kommen und das Leben so zu gestalten, dass es uns und anderen damit gutgeht. Der Mensch wird nun zunehmend mit dem konfrontiert, was er zu glauben aufgehört hat und lange vernachlässigt hat. Äussere, materielle und technische Errungenschaften hat er stärkere Wertschätzung entgegengebracht als inneren Werten und natürlichen Erscheinungen. Dementsprechend fordert uns das Leben jetzt auf, Ausgleich zu schaffen. Ein Kernanliegen, das in der Qualität der Zahl 20 und dieser Zeit steckt! Und schliesslich sollen das Neue und kommende Innovationen auf gesunden Boden stossen, damit sie lebenswerter und gesunder Natur sind.

Die aktuelle Aufgabenstellung ist klar:
In Kommunikation mit sich selbst treten – um folgend stärker mit dem Leben, dem Inneren und dem Äusseren in Verbindung zu sein.

Wir werden existentiell auf uns zurückgeworfen, um wieder in unsere wahre Kraft, in unser inneres Wissen und in echte Verantwortung zu gelangen – uns selbst, anderen und dem wahren Leben wieder näher zu kommen. Wir müssen uns selbst begegnen, um zu verstehen, was wirklich zählt und uns guttut. Dabei geht es nicht nur um die Stärkung der Verbindung zur inneren Stimme (intuitiven Führung) und das Vertrauen in sämtliche Lebensentwicklungen, sondern ebenso die geistige Unterscheidungsfähigkeit (Ratio), den Einsatz eigener Ressourcen (Gaben, Talente, Prägungen) und das Verständnis von natürlichen Lebensgesetzen. Wir sollen uns auf die Suche danach machen, wie viel in uns steckt. Dabei können wir ebenso erfahren, dass alles Wesentliche, was auf unserem einzigartigen Weg elementar ist, seinen Ursprung einzig in uns selbst hat: Freude, Liebe, Stärke, Unabhängigkeit, Wissen, Frieden, Glück, Vertrauen, Führung.

Jeder hat nun seinen ganz eigenen Erfahrungs- und Lernprozess zu durchschreiten. Dieser kann nicht auf jemand anderen abgewälzt werden. Keiner kann sich dem entziehen, was passiert – NO WAY OUT. Wir sind auf uns selbst gestellt. Nicht nur das individuelle Verantwortungsgefühl, die eigene Stabilität und die eigene Stärke werden durch den äusseren Kontrollverlust geprüft, sondern ebenso wollen individuelle Gestaltungs- und Innovationskraft gefördert werden. Werden sie kreativ, suchen sie nach neuen Wegen und Lösungen, nach der Chance im Augenblick. Erkennen Sie, was jetzt erkannt werden will. Gestehen Sie sich zu, das auszuprobieren, was Sie sich bisher nicht zugestanden haben zu leben und umzusetzen.

Entschlossen und motiviert gilt es,
neue Möglichkeiten wahrzunehmen und zu erschliessen, um der eigenen Lebensabsicht gerecht zu werden und mit ihr in Fluss zu sein.
Ganz im Dienst der eigenen Bestimmung. Im Sinne der gesamten Entwicklung.
Zum Wohl einer sich neu ordnenden Welt.

Das individuelle und nationale „Auf-Sich-Zurückgeworfen-Sein“ macht uns bewusst, wie wertvoll das Gemeinsame, das Persönliche und das Berührende sowohl für jeden von uns als auch für eine modern funktionierende Gesellschaft sind. DAS ICH benötigt das WIR – und umgekehrt, jedoch in einer anders als bisher verstandenen und gelebten Weise. Eben ganz im Sinne der Individualität in ihrer umfassend verstandenen Form (siehe Buch ICH BIN.)und ursprünglichen Bedeutung.

Es zeigt sich: Jeder wird nun mehr denn je auf sehr unterschiedliche Weise mit seiner authentischen, individuellen Kraft benötigt – an dem Ort, wo er jetzt ist. In der Verantwortung, der er ist. Im Kleinen oder im Grossen. In der Verbindung mit sich selbst, in der Beziehung zu anderen. Im Stillen für sich, im unmittelbaren bzw. weiteren Umfeld oder sichtbar in der Öffentlichkeit. Im Dienst seiner selbst und/oder im Dienst anderer – unabhängig davon, in welcher Rolle und Lebenslage er als Individuum gerade steckt.

Die Widersprüche sind gewaltig, das Pendel schlägt derzeit auf viele Seiten und in unzählige Richtungen: Freiheit versus Einschränkung und Überwachung, Gesundheit versus Wirtschaft, Macht versus Ohnmacht, Wahrheit versus Lüge, Illusion versus Realität, Traum versus Wirklichkeit, Angst versus Vertrauen, Spiritualität versus Materie … etc.

Überall offenbart sich ein Kampf zwischen den Extremen. Doch: Extreme bekommen uns bekanntlich nicht, und bieten nie die Lösungen, die gebraucht werden, funktionieren und sinnvoll sind. Die Welt braucht nun mehr Vereinbarkeit, zunehmende Ganzheitlichkeit; ein bewusst gelebtes ICH BIN. im Sinne eines achtsam gelebten WIR SIND.

Das Pendel muss sich einpendeln. Vermeintliche Widersprüche oder Unvereinbarkeiten wollen und müssen zusammenfinden. Ja, das ist ein Ausdruck der Qualität von 2020. Und damit müssen wir in den kommenden Jahren lernen zurechtzukommen. Und das werden wir auch.

Je stärker die aktuelle Zeit Sie auf ihre ganz eigene Weise gewaltig herauszufordern versteht, denken Sie umso mehr daran, sich inmitten aller Turbulenzen etwas zu gönnen, sich zu nähren und sich unbedingt auf das Gute zu besinnen. Gehen Sie im Vertrauen und im Wissen vorwärts, innerlich alles zu besitzen, was es benötigt, um das zu meistern, was jetzt bewältigt werden will und muss. A propos Schönheit im Leben: Jeden Tag erfreue ich mich an der Blütenpracht der Kirschblütenbäume, die den Weg zu meinem Zuhause säumen. Sie waren und sind für mich jeden Frühling immer wieder ein Highlight, das mir die Schönheit allen Lebens zu zeigen versteht. Dieses Jahr begannen sie besonders früh zu blühen und neulich erinnerte ich mich plötzlich daran, welche Botschaft in ihnen steckt – nämlich eine, die uns derzeit ganz besonders Leitlinie sein kann:

„Gemeinsam können wir über die gegenwärtige Situation hinauswachsen,
anstatt sich dem umgebenden Drama und der niederdrückenden Energie beizutragen. Handle stets voller Anmut, wie eine Lady oder ein Gentleman.
Sei ganz in Deiner Ruhe, agiere bedacht
und vor allem mit einem klaren Gefühl, aufrichtig und in Einklang damit,
was Du von Herzen in Dir wahrnimmst.“

Ja – diesen heftigen Sturm werden wir meistern. Selbst wenn er von uns einiges abverlangt und sicherlich noch etwas Arbeit zu tun ist, bis wir den Sinn des begonnenen Umschwungs erkennen können. Es wird nun vieles weggefegt, was uns und der Welt nicht mehr dient, damit sich fortan stärker manifestieren kann, was wir aus unserem Inneren heraus tatsächlich leben wollen. Plötzlich werden wir erkennen, wie viel Gutes in all‘ den Herausforderungen liegt, die uns hier und jetzt beschäftigen. Es ist der Beginn einer neuen Ära, in der es darum geht, innerlich und geistig zu wachsen und die eigene Kraft neu zu erfahren. Ein neues Gedankengut, neue Ideen, neue Konzepte können langsam aber sicher geboren werden. Und der Wegweiser dazu liegt in unserem Inneren. Fragen Sie sich selbst, Ihr Inneres, was zu tun ist. Eine Antwort darauf wird Ihnen mit Sicherheit gegeben.

In diesen bewegten Zeiten wünsche ich Ihnen viel Kraft, eine Portion Gelassenheit und ganz viel Mut, das zu meistern, was Ihrer Stärke und Aufmerksamkeit jetzt bedarf. Schreiten Sie mit Zuversicht und Liebe voran. Und vergessen Sie die das Lachen nicht – ganz wichtig!

Der Wind bläst uns um die Ohren – und das in vielerlei Hinsicht. Das Jahr 2020 mit seinen Qualitäten zeigt sich uns bereits seit seinen frühen Tagen sehr deutlich. Es ist ein Schlüsseljahr – und zugleich ein weiteres Vorbereitungs- und Übergangsjahr. Es ist ein Jahr der Widerstände, der Entzweiung, der Zweifel, der Gegensätze – um nur einige seiner Merkmale zu nennen. Zugleich steht es für das Verbindende, das Du-Bewusstsein, das Mitgefühl, die Toleranz, die Vereinbarkeit – das Gemeinsame in potenzierter Form. Wir sind in eine Phase eingetreten, die uns die Dualität, die Extreme, die sich entgegengesetzten Pole mit all‘ ihren Vor- und Nachteilen deutlich vor Augen führen will, damit wir endlich damit anfangen, sie auszuloten – und um folgend eine neuartige Kraft ans Tageslicht zu bringen.

Einem Wort ist derzeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken, um die aktuelle Zeitqualität einzuordnen: der Aufruhr. Tiefer und genauer betrachtet bringt dieses gut auf den Punkt, worum sich das (Welt-) Geschehen dreht; der Begriff ‚ruhr‘ steht ursprünglich für ‚heftige Bewegung, Unruhe‘. Das Jahr ist noch jung und hat uns bereits verdeutlicht, wie schnell wie viel in Aufruhr sein oder aus dem Lot geraten kann. Man denke dabei an die Entwicklungen im Nahen Osten, die durch einen ebenfalls in Aufruhr geratenen US-amerikanischen Präsidenten in Schwung gebracht worden sind; man denke an das Wetter und damit an den Orkan, der kürzlich halb Europa in Aufruhr versetzte; man denke an China und seinen Virus, der nicht nur die Bürger, sondern ebenso die Volksvorsteher mächtig fordert und die Welt aufrührt; man denke an die politischen Entwicklungen in Deutschland, die das ganze Land aufgrund der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen in höchsten Aufruhr gebracht haben. Um hier nur ein paar wenige aktuelle Ereignisse zu nennen. Und das ist noch lange nicht alles gewesen, dieses Jahr. Vieles ist in Aufruhr – Menschen, Nationen, Systeme, Natur … unsere Welt.

Was sorgt bei Ihnen innerlich oder äusserlich für Aufruhr?

Wir dürfen uns nun noch mehr darin üben, uns nicht aus dem Takt bringen zu lassen, uns nicht irritieren oder ablenken zu lassen, nicht in Extreme zu verfallen, sondern jetzt erst recht die eigene Standhaftigkeit zu fördern, unsere Mitte zu finden und diese zu halten, um folgend voller Konzentration, bewusst gelebter Gelassenheit und ebenso einer Prise Humor an die Herausforderungen heranzutreten und neue schöne Lösungen zu generieren. Ohne Hysterie, Angst oder Panik sollen wir mit sämtlichen Geschehnissen und Realitäten umzugehen lernen; wir sollen noch mehr in die Verantwortung kommen, den eigenen Standpunkt einnehmen und dabei zugleich Mitgefühl, Feingefühl und Toleranz beweisen.

Und vor allem sollten wir eins tun: bloss nicht den Humor verlieren! Der deutsche Kabarettist Dieter Nuhr – ein Mensch, der seinen Weg in Einklang mit seiner Bestimmung geht, auch wenn es für ihn noch so fordernd und anspruchsvoll ist – formulierte kürzlich in einem Interview mit der NZZ sehr treffend und zeitgemäss : „Alle wichtigen Themen werden (…) erstaunlich wenig mit dem Verstand und erstaunlich viel mit Hysterie behandelt. (…) Und ich finde, dass man natürlich dieses wie jedes andere wichtige Thema mit Humor bearbeiten muss.“ (übrigens, das Interview ist lesens- und empfehlenswert!)

Denken Sie daran: Das Leben muss nicht „schwer“ sein. Es kann leicht sein, – wenn wir dies in uns verinnerlichen und in diesem Bewusstsein durch den intensiven Lebensalltag schreiten. Meistens sind es nämlich einzig wir selbst, die sich das Leben unnötig schwer machen – mit unseren Vorstellungen, mit unseren Fixierungen oder Einstellungen und Haltungen. Seien Sie sich bewusst: Neue Möglichkeiten der Gestaltung – der Lebensgestaltung, der Karrieregestaltung, der Beziehungsgestaltung etc. – tun sich uns auf. Eine tolle Chance, die uns geboten wird und die wir nicht ungenutzt lassen sollten. Das bedingt jedoch, in sich und um sich Klarheit zu schaffen, die eigene Kraft zu erkennen und zu leben, Widerstände zu überwinden und zu harmonisieren – und zu machen. Und ganz wichtig:

Haben Sie den Mut, Entscheidungen zu treffen.

Wir sollen in Bewegung sein respektive uns in Bewegung setzen, (noch) ungelöste Themen anpacken – dies deshalb, damit wir bis Ende Jahr gestärkt und gut auf die Möglichkeiten vorbereitet sind, die sich uns nun schrittweise neu eröffnen. Denn: Neue Ordnungen wollen geschaffen werden. Individuell und kollektiv. Eingeläutet wurde dieser Prozess bereits vor längerer Zeit, doch erst jetzt wird sich dieser langsam aber sicher zu konkretisieren beginnen. Aber keine Sorge – es wird nicht alles zusammenbrechen. Sehen Sie es vielmehr so, dass sich bloss alles neu sortiert. Chaos und Unruhe sind immer ein Zeichen dafür, dass etwas in einer Transformation begriffen ist und neu eingeordnet werden will. Damit einher geht auch eine starke Wechselhaftigkeit: Was heute ist, kann morgen bereits wieder ganz anders sein! Umso wichtiger ist es, nicht gleich auf alles zu reagieren, sich aufzuregen, zu sorgen oder gar hysterisch zu werden.

Der Sturm in unserem inneren und äusseren Leben pustet uns durch, wirbelt vieles auf und durcheinander – und trägt uns letztlich ebenso in eine bestimmte Richtung. Jene, die uns in unserem menschlichen Dasein vorwärts bringt.

Eine Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist: Was sich plötzlich entzweit oder sich auseinander dividiert, will beachtet werden – entweder will es Ausgleich erfahren oder sich ablösen. Das, was unserer Entfaltung, unserem Wohlbefinden, unserer Berufung, einem Projekt, einer Beziehung, einer Situation oder einem System dient, wird entweder bleiben oder erneuert. Das was ausgedient und seinen Zweck erfüllt hat, wird sich ablösen und verabschieden. Was auch immer passiert bezweckt, einen noch stärker mit sich, seinem wahren Kern, seiner ursprünglichen Kraft, seiner echten Stärke in Kontakt zu bringen. Welcher Segen. Welches Glück.

Tja, was bleibt nun noch zu sagen? Ruhiger wird’s nicht werden, stürmisch wird‘s bleiben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gutes Gelingen, Gelassenheit und Freude am Gestalten und Navigieren. Und halten Sie es dabei doch wie die norddeutschen Küstenbewohner, die selbst bei den stärksten Stürmen ganz gelassen bleiben: „Pustig iss‘ es, aber das bringt uns doch nicht gleich aus der Ruhe!“

Wow – was für ein Jahr! – wer von Ihnen hat das während den letzten elf Monaten nicht mindestens einmal gedacht? Ein bewegtes, lehr- und erkenntnisreiches Jahr neigt sich langsam dem Ende zu und ich bin sicher, dass es Ihnen viel Gutes gebracht hat – auch wenn nicht nur Einfaches.

Ein Ziel von 2019 und seinen Wendungen und Energien liegt vor allem darin, uns auf die richtige Spur zu bringen, uns noch mehr in unsere Kraft zu katapultieren, uns zu zeigen, was in uns steckt und eine neue Form von Klarheit zu gewinnen. Es drängt uns bis zum heutigen Tage förmlich dazu, nicht länger Illusionen zu erliegen, geschweige denn sich in Bequemlichkeit zu vergraben oder weiterhin liebgewonnene Muster zu pflegen. Es will dazu zu bewegen, in der einen oder anderen Form aus der Komfortzone zu treten, hinzuschauen und um spätestens jetzt – rechtzeitig zum Jahresende – den Mut zu haben, entschieden neue Wege zu gehen. In unserem Denken, in unserem Fühlen, in unserem Handeln. In unserem Gestalten. In unserem Sein.

Bald beginnt eine neue Zeitrechnung, der Countdown läuft. Das Blatt wendet sich und wir sollen gut darauf vorbereitet sein – und zwar für die Aufgaben, die auf jeden von uns im nächsten Jahrzehnt warten! Auf Neuerungen und plötzliche Wendungen ist sich einzustellen – ob wir wollen oder nicht. Bald nimmt alles noch etwas mehr Fahrt auf, gewinnt an weiterer Geschwindigkeit, die uns in die eine oder andere Himmelsrichtung fliegen lässt …

In welche Richtung haben Sie sich entschieden, zu düsen?

Mit Beginn von 2020 treten wir in eine neue Dekade ein, in ein Jahrzehnt, das uns erst noch so richtig vermitteln wird, was es bedeutet, sich in Eigenverantwortung zu üben, sich innerlich und äusserlich neu aus- und einzurichten und mit neuen Ordnungen umgehen zu lernen. Wegschauen und alte, ausgetretene Pfade weiterzugehen, wird uns nicht das bringen, was uns gut bekommt. Bisher sprachen wir immer davon. Nun sollen wir es immer stärker zu leben beginnen – und dafür dürfen wir dankbar sein. Hierzu ist mir folgendes Zitat ins Auge gesprungen, dass es für mich sehr treffend auf den Punkt bringt, worum es in unserer Entwicklung jetzt geht:

„Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist es, sie zu gestalten. (…)
Man kann der Verantwortung von morgen nicht entkommen,
indem man sich ihr heute entzieht.“
(Abraham Lincoln)

Jeder Einzelne von uns, jedes aufmerksam agierende Individuum, wird mit seiner bewusst genutzten schöpferischen Kraft und einem aus sich heraus entwickelten gesunden Verantwortungsgefühl mehr denn je gebraucht!

Wie viele Individuen auf ihrem Weg sind, diesen kraftvoll gehen oder diesen immer mehr unter die Füsse nehmen, die Bereitschaft haben, sich zu entwickeln und die Welt integer mitzugestalten, zeigt sich mir jeden Tag von Neuem: bei meiner Arbeit, auf meiner Lebensreise, auf vielfältige Art und Weise. Und dies ist für mich nur ein Grund von vielen, voller Dankbarkeit zu sein! Zugleich zeigt sich mir und weiss ich, wie viel Arbeit noch auf uns alle wartet – und freue mich auf den nächsten Schritt in unserem individuellen und kollektiven Abenteuer, namens Leben.

Es ist wirklich eine besondere Zeit, in der wir leben. Und ich bin zuversichtlich, dass genügend Kräfte am Wirken sind, die es ermöglichen, den Wandel konstruktiv zu gestalten. Auf 2020 freue ich mich – und darauf, was es anzupacken gilt.

Die Welt ordnet sich neu. Die Weichen für eine neue Weltordnung werden gestellt. Wir befinden uns nun mittendrin in diesem weitreichenden Prozess! Deshalb ist auch politisch und gesellschaftlich so vieles in Aufruhr. In den letzten Jahren haben international einige Persönlichkeiten politisches Parkett betreten, die hier sind, um alles mächtig aufzumischen und damit der Erneuerung auf der Welt zu dienen. Dies jedoch auf sehr unterschiedliche Weise. Nicht jede Vorgehensweise mag uns dabei auf den ersten Blick als sinnvoll oder neuzeitlich erscheinen. Aber wirksam sind sie in den meisten Fällen und verfehlen ihren Zweck ganz und gar nicht …

Viele Nationen sind in Bewegung, in einem grundlegenden Wandel begriffen. Regierungen und ihre Strukturen werden getestet. Fundamente wollen erneuert werden, Veraltetes und Ausgedientes muss losgelassen werden. Das verhält sich bei Nationen, Regierungen und politischen und gesellschaftlichen Systemen nicht anders als bei jedem Einzelnen von uns. Nichts bleibt unangetastet von dem immer stärker werdenden Wind der Veränderung, der nichts anderes von uns will, als pure Erneuerung und Weiterentwicklung – kollektiv wie individuell.

Jede Nation hat derzeit so ihre Herausforderung. Man denke an den Brexit, der in Grossbritannien und Europa die Gemüter der Politiker beschäftigt und die politischen Strukturen und Bündnisse zutiefst einer Prüfung unterzieht. Oder man schaue in die USA, wo ein Mann eine Nation spaltet und international ein mächtig unberechenbares Durcheinander veranstaltet. Was überall bei genauem Hinsehen zu erkennen ist: Die Handlungen der Regierungen fordern das Volk; die Bürger und ihre Entscheidungen fordern ihre Führung; und alle ihre Befindlichkeiten und Prüfungen tangieren alle anderen auf der Welt. Mal mehr, mal weniger. Alle Seiten fordern einander heraus. Und jeder tut dies auf seine ganz eigene Weise!

Eine andere Nation, deren Regierung und Volk ebenso tiefgreifend herausgefordert sind, ist Frankreich. Ein Land, das ich persönlich sehr mag und mir sehr am Herzen liegt und ich ihm deshalb den ersten Blog des neuen Jahres widme. Das ist aber nicht der einzige Grund. Denn weiter wird es von einem Mann angeführt, mit dem es sich aus Sicht seines individuellen Potentials, seiner kollektiven Aufgabe und seiner energetischen Eigenheit sehr spannend zu beschäftigen ist. Und zudem passt der Wahlspruch der Französischen Republik – «Liberté. Egalité. Fraternité.» – zur aktuellen Zeit wie ein Fisch ins Wasser. Die drei Worte verdeutlichen im Grundsatz, worum es für uns alle geht – als Individuum, als Gesellschaft. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Ja, darum geht es – ohne dass dabei jedoch Eigenverantwortung, Individualität und Freiheit des Menschen in Frage gestellt werden! Dies sei an dieser Stelle unbedingt gesagt, um jegliche Missverständnisse bei der Interpretation der drei Begriffe zu vermeiden.

Tja, «La Grande Nation» ist wie viele andere in Unruhe geraten, und es gilt auch für sie, neue Lösungen zu finden und nicht mehr länger an veralteten Strukturen festzuhalten. Regierende haben sich in der jüngeren Geschichte immer wieder daran gemacht, sich diesem Unterfangen zu widmen. Jedoch ohne Erfolg. Jeder, der sich daran versucht hat, ist danach am politischen Himmel schnell untergegangen.

Nun ist ein neuer Stern aufgetaucht, im wahrsten Sinne des Wortes: Emmanuel Macron. Der junge französische Präsident, der seit 2018 im Amt ist. Dessen Aufstieg am politischen Himmel ein Beweis dafür ist, welche grossen und kleinen Wunder sich heutzutage ereignen und wie das Undenkbare plötzlich zur Realität wird. Tja, er ist nun da – und auch er versucht sich erneut an der für Frankreich eigentlich unumgänglichen Aufgabe, die es jedoch bisher immer vehement von sich gewiesen hat. Gerade heute titelte ein deutschsprachiges Nachrichtenportal zur aktuellen Lage im Elysée Palast: «Das Junggenie im Fegefeuer.» Und dies bringt es gut auf den Punkt. Man könnte schon fast meinen, die Journalisten kennen Macrons individuelle Prägung.

Wie gesagt – keinem ist es in jüngerer Zeit gelungen, das Land sozialpolitisch und wirtschaftlich in die längst fällige Erneuerung zu führen und das Volk in mehr Eigenverantwortung zu führen. Wird es Macron nun schaffen? Weshalb sollte es gerade ihm gelingen, wenn zuvor so viele starke Geister daran gescheitert sind?

Übergeordnet betrachtet ist Macron zu dieser Aufgabe berufen und nicht zufällig in die Position des Regierenden aufgestiegen. Seine Bestimmung ist es, mit Hilfe der ihm gegebenen Erneuerungskraft Transformation zu ermöglichen. Als ein Mensch mit besonderen seelischen Qualitäten, der über enorme regenerative und verantwortungsbewusste Energien verfügt und dem aufgetragen ist, als ein Verantwortung Tragender Wandlung machtvoll herbeizuführen – wenn er denn auf seine innere Führung hört und weise vorgeht.

Sein Schicksal ist eng mit diesem von Frankreich verknüpft – und umgekehrt. Nicht nur sein Land befindet sich in einer starken Transformationsphase, Macron selbst in seiner individuellen Entwicklung ebenfalls an einem kritischen Punkt seines Lebens, der ihn vor harte Prüfungen stellt. Seine persönlichen Prägungen verdeutlichen, dass er sich in einem Lebenszyklus befindet, der ihn dazu auffordert, seine Persönlichkeit einer tiefen Wandlung zu unterziehen und dafür offen zu sein, neue Standpunkte einzunehmen. Persönlich steht er vor einer echten Reifeprüfung.

«Le Président de la République» bringt grundsätzlich die Kraft und Macht mit, Frankreich von Grund auf zu verändern und zu erneuern. Und es spricht vieles dafür, dass er die Zeichen der Zeit für sich selbst und in Bezug zur Lage seines Landes wahrzunehmen versteht. Vieles deutet darauf hin, dass er die an ihn persönlich gestellte Herausforderung annimmt und erkennt, was er in seiner Handlungsweise zu verändern hat, damit seine Ideen und wegweisenden Visionen für andere annehmbar werden. Und dass er spürt, was es benötigt, um die Krise zu meistern, die Menschen durch die Zeit des nicht nur leichten transformativen, sondern auch schmerzhaften Übergangs bis hin zur gewinnbringenden Erneuerung erfolgreich anleiten zu können.

Gelingt es ihm, der Regierung und den Bürgern – also den Franzosen insgesamt, offen für einen gemeinsamen Weg in das Neue zu gehen, steht ihrem Land eine brillante Entwicklungsperiode und neue Blütezeit bevor. Zudem wird damit die Gefahr einer rechtspopulistischen Regierungsübernahme gebannt – etwas, das sich zwar keiner wirklich vorstellen kann und will, was aber nicht undenkbar wäre, wenn Macron scheitert.

Wenn Macron 2019 übersteht und seine persönlichen Wachstumsaufgaben annimmt, wird er wohl länger fest im Sattel sitzen und das Land integer durch den von ihm in Gang gebrachten Erneuerungsprozess führen. Nicht nur Frankreich, sondern uns allen ist zu wünschen, dass es ihm gelingen möge, die Franzosen an ihre Erneuerung heranzuführen und gemeinsam mit ihnen endlich anzupacken. In diesem Sinne: Vive la France!

Mehr zu Frankreich und seiner nationalen Aufgabe ist auch zu lesen in: „WIR SIND. In sich das Gemeinsame entdecken“ (C.N. Kloess, 2016)

Zur Veröffentlichung des Buches „Unser Einzig-Artiges Leben.“ hat sich Imelda Breitenmoser mit der Autorin Christine N. Kloess unterhalten

Christine, Dein drittes Buch wurde von vielen – auch von mir – voller Spannung erwartet. Dein erstes Buch «ICH BIN.» hast Du in aller Stille ausgearbeitet; es war für alle eine Überraschung. Die zweite Veröffentlichung «WIR SIND». war bezüglich Titel und Thema gut nachvollziehbar. Umso grösser war das Rätselraten um den Titel Deines dritten Buches.

In der Tat waren – auch zu meiner eigenen Überraschung – das Interesse und die Neugier gross. Soviel mir bekannt ist, hat jedoch vor Veröffentlichung des dritten Buches niemand weder Titel noch Thema erraten.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» kann als logische Fortsetzung der beiden ersten Bücher erachtet werden und deren Inhalte in das reelle Leben übersetzt. Durch den praktischen Bezug wird dem Leser ins Bewusstsein gerufen, was für ihn und sein Leben von Relevanz ist, welche natürlichen Lebensgesetze eine Rolle spielen und was seinen persönlichen Lebenserfolg unterstützt. Das Buch legt auf bewegende und zugleich unterhaltsame Weise dar, welche vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten jedem von uns zur Verfügung stehen und vermittelt Impulse zur eigenen Lebensgestaltung – auf lebensnahe Art.

Der Titel ist Einzig-Artig!
Hat die gewählte Schreibweise eine besondere Bedeutung?

Ein Druckfehler ist es nicht …! Als mir die ersten vier Entwürfe des Buchcover-Designers vorlagen und ich sah, dass bei einem Vorschlag «einzig-artiges» getrennt war, dachte ich: «Das geht ganz und gar nicht, auf einem Buchcover ein Wort zu trennen!» Ich verwarf diese Variante, obwohl sie mir am besten von allen gefiel. Je länger ich folgend jedoch über die Entwürfe nachdachte, umso mehr spürte ich, wie genial ich diese Trennung empfand. Denn erst durch sie würde so richtig deutlich, wovon Einzigartigkeit zeugt und was sie tatsächlich ausmacht: Etwas in seiner Art ist unvergleichlich!

Einige Zeit später – kurz vor Druckbeginn – telefonierte ich mit Elisabeth Bond, eine meiner Gesprächspartnerinnen. Dabei fragte sich mich, für welchen Buchtitel ich mich entschieden hätte. Als ich ihn benannte, wurde es am anderen Ende der Telefonleitung plötzlich ganz still, bis sie folgend zu mir sagte: «Super, dass das Wort einzig-artig mit Trennstrich geschrieben ist.» Und fügte weiter hinzu: «Überlege Dir doch,  einzig und artiges mit einem grossen E beziehungsweise A zu schreiben …!»

Ihre Aussage verfiel ihre Wirkung nicht und mir wurde klar, welch starke Energie von der unkonventionellen Schreibweise «Einzig-Artiges» ausgeht. Plötzlich wusste ich: «Wow, genau so muss es geschrieben sein – und nicht anders! Schliesslich ist es ein Einzig-Artiges Buch, das seine Eigenheit besitzt und sich auf seine Art zum Ausdruck bringt!

Weshalb hast du Dich für diese sechs Persönlichkeiten entschieden?
Gab es so etwas wie einen Kriterienkatalog?

Ziel war es, sehr unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen und Berufsfeldern zu gewinnen, um ein ganzheitliches Bild vermitteln zu können. Es lag nicht von Anfang an auf der Hand, welche sechs Menschen letztlich mitwirken würden. Als ich die Idee ernsthaft zu verfolgen begann, spürte ich mit zunehmender Klarheit, dass in diesem Buch eine ganz bestimmte Kombination von Individuen zusammenfinden darf. In ihrer Gesamtheit würden sie eine einzigartige Energie bilden, die den Leser auf besondere Weise zu durchdringen vermag. Meine innere Führung und der natürliche Lauf der Dinge sorgten dann dafür, dass ich nach und nach zu diesen sechs Menschen fand.

Mir hat die Entstehungsgeschichte dieses Buches erneut bewiesen, wie wichtig es ist, sich auf einen Prozess einzulassen – und sich vertrauensvoll den damit in Bewegung gebrachten Entwicklungen mitzugehen. Es ist wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben, doch bei der Verwirklichung dessen sollte man sich nicht auf ein bestimmtes Resultat fixieren. Es kommt immer noch etwas anders, als man denkt – und meistens noch viel besser, wenn man dem Leben erlaubt, uns seine Möglichkeiten vor unseren Füssen auszubreiten!

Als ich beispielsweise vor einigen Jahren vermeintlich zufällig auf den Künstler Alireza Varzandeh traf und seine Bekanntschaft machte, wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass ich schon bald mit ihm zusammenarbeiten würde. Genausowenig spürte ich zu Beginn, dass schlussendlich Elisabeth Bond eine meiner Interviewpartnerinnen sein würde. Sie hatte bisher immer davon abgesehen, Biographisches zu veröffentlichen.

Wie gelang es Dir, die sechs Protagonisten Deines Buches von Deiner Idee zu überzeugen?

Bei den einzelnen Umsetzungsschritten verliess ich mich auf mein Gespür, meine Kreativität und meinen gesunden Menschenverstand. Dabei machte ich mir keine Gedanken darüber, was realistisch oder machbar ist. Ich machte einfach – und das aus einer starken inneren Überzeugung heraus. Und das, was ich machte, versuchte ich zugleich möglich gut und professionell zu tun.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» wäre in der hier vorliegenden Form ohne die beiden ersten Publikationen nicht realisierbar gewesen. Ich bin überzeugt, sie haben zweifellos dazu beigetragen, dass sich die sechs Interviewpartner von meiner Arbeit und meiner Idee haben überzeugen lassen. Denn die Bücher sind nicht nur Leistungsausweis, sondern ebenso Zeugnis meiner schriftstellerischen und künstlerischen Eigenart. Durch sie bin ich für andere erkenn- und einschätzbar geworden.

Gut erinnere ich mich daran, wie Alireza Varzandeh bei meinem ersten Besuch in seinem Atelier zu mir sagte: «Sie schreiben so schön. Das gefällt mir. Sie können mit Worten all‘ das ausdrücken und in die Welt tragen, was ich in Form der Malerei zu transportieren versuche und mir selbst mit Worten nie gelingen würde.» Dechen Shak-Dagsay formulierte denselben Gedanken – einfach anders und in Bezug auf ihre Stimme und ihre Botschaft, die sie zu den Menschen bringen möchte.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» liest sich flüssig, baut Spannung auf, berührt, inspiriert, regt zum Nachdenken an. Wer darin nach klassisch verfassten Interviews sucht, wird diese jedoch nicht finden. Du hast Deine ganz eigene Ausdrucksweise gefunden, die Gespräche in eine Geschichte zu verwandeln und aufzuschreiben. Weshalb hast Du Dich für diese Form entschieden?

Eine Ausdrucksform zu finden, die dem Leser die Ernsthaftigkeit und Schönheit des Lebens und die darin liegenden Möglichkeiten, Herausforderungen und Gesetzmässigkeiten auf unterhaltsame Weise näher bringt und ihn im Inneren zu erreichen vermag, war für mich zentral.

Die klassische Frageform erschien mir dafür zu langweilig, weder inspirierend noch berührend genug. Die hier vorliegende Frage- und Erzählform hat sich im Laufe des Schreibprozesses zu entwickeln begonnen und ist in der Tat etwas ganz Eigenes. Alles sollte in harmonischer Weise ineinander übergehen und ein ganzheitliches Bild vom Leben, seinen Chancen und Unwägbarkeiten vermitteln. Wer mich kennt, weiß, dass dies Teil meiner schriftstellerischen Eigenart ist.

Du schreibst: «Wir tragen von Natur aus das Wissen in uns, wer wir sind, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Berufung ist. Die meisten von uns sind sich dessen nicht von Anfang an bewusst.» Wann wurde Dir bewusst, dass es Teil Deines Lebenspotentials ist, Bücher zu schreiben?

In meinen jungen Jahren hatte ich diesbezüglich weder Ambition noch Wunsch, geschweige denn eine Vorahnung. Eines meines Lieblingsfächer in der Schule war zwar Deutsch. Ich liebte es, Aufsätze zu schreiben und in meiner Freizeit verfasste ich viele Geschichten in meiner gedanklichen Welt und sinnierte über das Leben. Zudem erinnere ich mich daran, als Teenager einst ernsthaft mit dem Gedanken gespielt zu haben, Journalistin zu werden. Diese Idee verwarf ich jedoch wieder.

Ich war Anfang zwanzig, als mir das in mir vorhandene Potential des Buchschreibens das erste Mal ins Bewusstsein gerufen wurde. Während einer astrologischen Beratungssitzung wurde mir gesagt, dass ich später in meinem Leben bevorzugt Worten – geschriebenen und gesprochenen – arbeiten und Menschen inspirieren würde. Damals fiel mir die Vorstellung daran, Bücher zu schreiben, schwer. Es war kein Thema für mich – noch nicht, wie ich heute weiss.

2010 begann sich in meinem Leben viel zu verändern. Eine längere Umbruchphase wurde eingeleitet. Und eines Tages begann ich auf einmal zu schreiben – ohne darüber nachzudenken, weshalb. Ich hielt fest, was meine feinfühligen Gedanken mir vermittelten. Ich schrieb. Und schrieb. Und «ICH BIN.» entstand. Als ich es 2013 veröffentlichte, überraschte ich viele. Auch mich selbst … ! Mittlerweile ist das Buchschreiben nicht mehr wegzudenken; ich liebe es und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht in die Tasten greife oder etwas intuitiv zu Papier bringe.

Ich finde es extrem spannend, was das Leben für uns alle auf Lager hat. Es hält für jeden für uns wunderbare Überraschungen parat! Wenn man offen dafür ist, mit dem Leben und seinen Entwicklungen mitzugehen, offenbaren sich einem immer wieder neue, schöne Horizonte und dabei entdeckt man sich selbst auch immer wieder neu. Das finde ich etwas Wunderbares. Der eigene Entwicklungsprozess hört nie auf.

Der Maler Alireza Varzandeh sagt im Gespräch mit Dir: «Jede Herausforderung ist eine Einladung, persönlich ein Stück zu wachsen». Inwieweit war dies während der Entstehung dieses Buches bei Dir der Fall?

In der Tat – einmal mehr war es eine sehr spannende schriftstellerische Herausforderung und Aufgabe, «Unser Einzig-Artiges Leben.» zu schreiben. Eine, die ich sehr liebte, obwohl sie mir besonders viel Einfühlungsvermögen, Konzentration und Disziplin abverlangte! Wie man sich vorstellen kann, erfordert es einige Fleissarbeit ein drei- bis vierstündiges Gespräch wortwörtlich festzuhalten und daraus einen lesbaren Text zu formen, der einem roten Faden folgt. Und die Entscheidung – was gehört davon ins Buch und was nicht- ist eine Aufgabe für sich, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Mein Ziel war es, die Essenz des Gesagten herauszufiltern und in meine Schreibweise zu übersetzen, ohne dass dabei die Energie meiner/s Gesprächspartner/in verloren geht. Der Mensch, seine Persönlichkeit sollte für den Leser spür- und wahrnehmbar bleiben – und sich zugleich harmonisch mit meiner schriftstellerischen Eigenart verbinden. Ich war aufgefordert, mich beim Schreiben jeweils mit der Energie meiner Interviewpartner/innen zu verbinden, ohne dabei der Kunst meiner Schreibqualität untreu zu sein. Und ich glaube, dieses Vorhaben ist geglückt.

Jeden Monat gibt es unzählige Neuerscheinungen. Warum braucht die Welt dein Buch? Weshalb sollte dein Buch gelesen werden?

Ich weiss nicht, ob und wie sehr die Welt mein Buch braucht – aber ich bin sicher, dass es einige Menschen gibt, denen es wertvolle Inspiration sein kann. Und eins ist natürlich nicht zu vergessen: Dieses Buch ist einzigartig! Es gibt auf unterhaltsame, bewegende Weise tiefgründige Antworten auf zentrale Lebensfragen und verdeutlicht, welche Mechanismen im Leben eines Menschen wirksam sind und worauf es ganz besonders ankommt. Und dies tut es auf seine Art, seine ganz eigene. Wer es liest, wird verstehen, wovon ich spreche.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» ist eine Einladung, über sein eigenes Leben nachzudenken. Von Elisabeth Bond ist das Zitat zu lesen: «Alles, was uns im Aussen begegnet und unsere Aufmerksamkeit erlangt, ist eine Spiegelung dessen, was in der einen oder anderen Art in uns selbst existiert.» Inwieweit waren die sechs Persönlichkeiten ein Spiegel für dich?

Jeder von ihnen war auf sehr unterschiedliche Weise ein Spiegel für mich. Und das weit mehr und viel tiefer, als ich zu Beginn erwartet hatte! Jede Geschichte hat mit mir auf ihre Weise gearbeitet – auch wenn meine Lebensrolle und mein Weg so ganz anders sind, als diese der sechs Mitwirkenden.

Im Alltag passiert es mir immer wieder, dass mir in bestimmten Situationen plötzlich ein Zitat von einem der sechs in den Sinn kommt. Von jetzt auf nachher taucht eine ihrer Aussagen oder eine Erinnerung an eine ihrer Lebenserfahrungen in meinem Inneren auf, die mich im entsprechenden Moment unterstützt oder an etwas Zentrales erinnert. Sehr praktisch und hilfreich!

Das Buch hat es geschafft, mir vieles ins Bewusstsein zu rufen – Aspekte, die mich auf meinem Weg auf vielfältige Weise innerlich bestärken. Bestimmte Inhalte erinnern mich regelmässig daran, wie elementar es ist, sich selbst treu zu bleiben – auch dann, wenn nicht immer alles rund läuft. Alle sechs Menschen mit ihren Erfahrungswerten sind für mich Mutmacher – und ich weiss, das sind sie nicht nur für mich. Deshalb bezeichne ich das Buch ebenso als Ermutigungsschrift.

Liebe Christine, herzlichen Dank für dieses einzigartige Gespräch. Eine Frage drängt sich mir jedoch noch auf: Arbeitest du bereits an Deinem nächsten Buchprojekt – und wenn ja, wie geht es weiter?

Zahlreiche Ideen tummeln sich in meinem Kopf und sind bereits in Form von Notizen auf Papier festgehalten. Eine erste Vermutung besteht, worüber das nächste Buch handelt, aber klar wird sich mir das erst in den kommenden Monaten zeigen – denke ich. Zuviel möchte ich jetzt noch nicht verraten, sondern mich zuerst einmal über «Unser Einzig-Artiges Leben.» freuen, es mit aller Kraft und Konzentration den Menschen näher bringen und dorthin tragen, wo es den Einzelnen auf seinem einzigartigen Weg unterstützen kann.

Mehr zum Buch: www.edition-livingtalents.com

 

*Imelda Breitenmoser ist Inhaberin von Breitenmoser Human Resources GmbH. Ziel ihrer Arbeit ist, Menschen und Organisationen zu einem positiven Denken und Handeln im Umgang mit Veränderungen zu bewegen. Sie ist unter anderem Expertin in der Entwicklung von agilem Mindset und der Etablierung neuartiger tragfähiger Zusammenarbeitskulturen.

Leidenschaft basiert auf starken und intensiven Empfindungen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen menschlichen Trieb, sondern um eine grundsätzliche Lebenskraft, die in allen von uns schlummert und in vielen Lebensbereichen und Daseinsebenen erfahr- und lebbar ist. Es wäre ein Irrtum zu glauben, Leidenschaft handle einzig von starken inneren Impulsen des Empfindens, Begehrens und Erlebens in Sachen romantischer oder körperlicher Liebe. Sie ist weit mehr, spielt sich auf verschiedenen Ebenen ab und hat unterschiedliche Erscheinungsformen – und: Sie spielt eine wichtige Rolle in einer Zeit, in der wir aufgefordert sind, uns noch stärker zu entfalten!

Was bedeutet für Dich Leidenschaft?

Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung, was für ihn Leidenschaft bedeutet, aber nicht jeder hat sie schon in sich entdeckt und entfacht. Während für den einen das Tanzen eines Tangos eine leidenschaftliche Angelegenheit ist, folgt ein anderer voller Passion seinem Beruf und ein Dritter empfindet Leidenschaft, wenn er die Frau seines Begehrens berührt. Alle Drei sind voller Begeisterung bei der Sache und widmen sich ihr mit absoluter Hingabe. Das verbindet sie mit dem Wesen der Leidenschaft.

Einer Leidenschaft in gesundem Maße nachzukommen, verspricht Genuss, positiv empfundene Intensität und bewusst erlebte Fülle, die sich in Form einer ganz besonderen Energie im Inneren ausbreitet. Leidenschaft erzählt von starker Hingabe, tiefer Begeisterung, Enthusiasmus und einem von der Ratio nur schwer einzureihenden Verhalten. Ihre Kraft entspringt dem inneren Feuer, das einen zu wunderbaren Leistungen antreibt. Menschen, die leidenschaftlich sind, erkennt man daran, dass sie vor Energie sprühen, sich einer Sache mit ganzem Herzen verschreiben, charismatisch wirken und auf ihre Umgebung inspirierend wirken. Leidenschaftliche Persönlichkeiten bewirken durch ihr Sein etwas im Leben anderer. Sie verfolgen ihre Ziele mit konzentrierter Energie und lassen sich nicht so schnell von ihren Vorhaben abbringen. Ihr Ausdruck ist echt und sie fühlen sich wohl in ihrer Haut.

Wie leidenschaftlich bist Du?

Alles beginnt mit unserer Begeisterung für das Leben und der Dankbarkeit für die zahlreichen Möglichkeiten, es zu erfahren und umzusetzen. Indem wir in unserem Alltag das zu tun beginnen, was uns begeistert und Freude in uns auslöst, und es weiterführen, entzünden wir das innere Feuer. Geben wir den Bedürfnissen unserer Seele und unseres Herzens Raum und kommen wir ihnen nach, finden wir zu einem Leben leidenschaftlicher Natur. Gelebte Leidenschaft ist das Fundament unserer individuellen Schaffenskraft. Sie entspringt der Selbstliebe und dem Selbstbewusstsein. Je mehr wir uns selbst annähern und selbst erkennen, desto leidenschaftlicher werden wir in dem, was wir tun. Entflammt die Leidenschaft, werden enorme Energien in Bewegung gesetzt, die uns anspornen, etwas Bedeutendes zu schaffen. Leidenschaftliche Begeisterung lässt uns fokussierter, beweglicher und vor allem lebendiger sein. Packt uns die Leidenschaft, können wir fast alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Sie ist ein uns unermüdlich antreibender Motor, der enorme Kräfte und intensive Glücksgefühle freisetzt.

Selbst Georg W. F. Hegel (1770–1831)
und Immanuel Kant (1724–1804),
die sich in erster Linie mit der Funktionsweise unseres Geistes
und der Bedeutung der menschlichen Vernunft beschäftigten, räumten ein,
dass ohne Leidenschaft nichts Großes erreicht werden könne.

Leidenschaft ist nichts anderes als die Lust auf das eigene Ich und das Leben. Das ist letztlich auch die Voraussetzung dafür, dass die Leidenschaft ihren Weg in unser Liebesleben findet und nicht umgekehrt. Leiden wir an Lustlosigkeit, ist dies nichts anderes als ein Resultat fehlender Leidenschaft, eines zu dominierenden Verstandes und blockierter Kreativität. Darüber hinaus bedeutet es, dass wir der Liebe in jeglicher Form zu wenig Platz in unserem Leben zugestehen. In diesem Fall gilt es, ihr ganz allgemein wieder oder endlich einen zentralen Stellenwert zu geben: sowohl der Liebe zu sich selbst und den eigenen Ressourcen als auch der Liebe zu anderen Menschen. Sie in unserem Innern entzünden können wir letztlich aber nur selbst. Wir alleine besitzen den Schlüssel für diese Tür.

Sind wir lust- und leidenschaftslos, können uns folgende Punkte dabei unterstützen, wieder zu einem lustvollen Leben zu finden:

  • Selbstbewusstsein schaffen und sich mit der eigenen Person auseinandersetzen,
  • sich dem authentischen Selbstausdruck verpflichten,
    die eigene Kreativität fördern und ausdrücken (bspw. musisch, geistig, handwerklich etc.)
  • der Freude folgen und leben,
  • sich mit Dingen und Menschen umgeben, die einen inspirieren und positive Gefühle auslösen, 
  • lernen, sich zu entspannen und sich auch einmal dem Nichtstun hingeben,
  • etwas wagen, mutig sein – etwas „Ver-rücktes“ tun und aus der eigenen Komfortzone heraustreten,
  • Genuss und Sinnlichkeit in das eigene Leben bringen.

Leidenschaft zu leben bedeutet für die meisten Menschen ein Wagnis. Sich aus Angst vor einem eventuellen Kontrollverlust der Leidenschaft zu verschließen, empfiehlt sich aber keinesfalls. Wie gerne wir Risiken eingehen und wie gewinnbringend das für uns ist, hängt wiederum von unserer Prägung und unseren individuellen Lebensaufgaben ab. Ganz allgemein gilt jedoch: Wenn wir in unserem Leben weder kleinere noch größere Risiken einzugehen wagen, führt das früher oder später zu Erstarrung, Depression oder Frustration. In der Astrologie wird das Risiko demselben Horoskopbereich zugeordnet, zu dem auch die Themen «Selbstausdruck», «Lebenslust», «Erotik», «Spiel und Spaß», «Leidenschaft», «das innere Kind», «Kreativität und Schöpferkraft» gehören. Das verdeutlicht, wie stark das Wesen der Leidenschaft mit dem inneren Feuer und dem authentischen Schöpfertum zusammenhängt und wie sämtliche Aspekte des Lebens ineinander übergehen, sich nähren und gegenseitig befördern.

Eine gesunde und bewusst gelebte Leidenschaft zeugt vom Ausdruck unseres inneren Feuers, das uns brennen, aber weder aus- noch verbrennen lässt. Leidenschaft verlangt von uns höchste Achtsamkeit und Bewusstheit. Wie essentiell der bewusste Umgang mit dieser dynamischen Energie ist, zeigt sich auch anhand der Mechanismen körperlicher, sexueller Leidenschaft. Ihre Intensität ist das Ergebnis des Ausdrucks selbstbewusster Energien und der gleichzeitigen Erfahrung des Empfangens und darin Aufgehens. Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht der Kräfte, bedeutet das Leiden, Zwanghaftigkeit oder Sucht einerseits oder Lustlosigkeit andererseits. Viele Herausforderungen in sexuellen Beziehungen entstehen aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen den Energien des Gebenden und des Empfangenden, des Männlichen und des Weiblichen.

Letztlich ist es die Leidenschaft, die wir in uns entfachen, mit der wir etwas tun und die wir fühlen, welche uns erfolgreich sein lässt. Beim Ausüben unseres Berufes macht unsere Leidenschaft beispielsweise den feinen und entscheidenden Unterschied. Sie ist es, die uns von anderen unterscheidet und unsere Arbeit von genauso oder zumindest ähnlich talentierten Menschen abhebt. Nutzen wir unsere Begabungen, bauen wir diese aus und sammeln wir Erfahrungen damit, werden wir zum Spezialisten in unserem Fach. Dann sind wir gut oder sogar sehr gut in dem, was wir tun. Fügen wir unserem Talent noch Leidenschaft hinzu, werden wir zum Meister in unserer Berufung, der andere durch sein Dasein berührt.

Möchten wir bloß existieren oder leben?
Wollen wir das Leben in seiner Wahrhaftigkeit und Intensität spüren und erleben?
Jeder von uns hat darauf eine eigene Antwort zu finden.
Mit oder ohne Leidenschaft.

Ein Leben ohne Passion kann vernünftig sein, meistens ist es aber genauso langweilig und uninspiriert. Es sind unsere einzigartigen, speziellen und intensiven Gefühle, die das Leben lebenswert und zu einem leidenschaftlichen Unterfangen machen. Erst durch gelebte Leidenschaft können wir unser Leben und die Begegnungen mit anderen Menschen zu etwas Besonderem werden lassen.

(aus: Christine N. Kloess, WIR SIND. In sich das Gemeinsame entdecken, Kamphausen Mediengruppe 2013)

Neulich in Paris. «Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen? Was wünschen Sie?» Zwei süsse Kugelaugen schauen empor zu mir. Sie gehören einem kleinen niedlichen Roboter, der mich begrüsst, als ich die Verkaufsräume eines japanischen Mode-Labels betrete. Nicht weiter erstaunlich treffe ich hier auf ihn, schliesslich sind die Japaner führend im Umgang mit diesen maschinellen Erscheinungen.

Fast ein bisschen zum Verlieben ist der Kleine, mit dem ich gerade Bekanntschaft mache. Ich bin neugierig, gehe in Konversation mit meinem «neuen» Verkaufsfreund, und erfahre dabei in unsagbar kurzer Zeit, wie schnell er an seine Grenzen stösst. Und es ist deutlich wahrnehmbar, wie leer und tot die Verbindung zwischen uns ist. Nichts fliesst. Daran können auch seine Kugelaugen nichts verändern. Tja, bei allen Wundern, die die heutige Technik so hervorbringt – so ein Roboter ist eben letztlich doch kein Mensch. Er wird immer Maschine bleiben. Mag er noch so hochentwickelt sein.

Wie es das Wort schon sagt und sehr bezeichnend beschreibt:
Künstliche Intelligenz ist künstlich, nicht natürlich.
Und das ist genau der springende Punkt!

In Zeiten der fortschreitenden Technisierung, Robotisierung und Digitalisierung und aller damit aufkommenden Herausforderungen und Verantwortlichkeiten dürfen wir eins nicht vergessen: Sämtliche dieser Entwicklungen haben eigentlich zum Ziel, uns noch näher zu unserem Menschsein, zu unserer Einzigartigkeit, zu unseren natürlichen Besonderheiten und zu neuen Möglichkeiten zu führen. Wir sind im Begriff eine Erweiterung zu erfahren. Nicht umsonst befinden wir uns im viel zitierten Bewusstseinszeitalter.

Die künstliche Intelligenz kann uns ein guter Partner sein, ein wertvoller Unterstützer und tatkräftiger Entlastungshelfer. Sie darf uns aber weder Chef sein geschweige denn zu einem Diktator werden. Sie zu verherrlichen wäre genauso falsch und irrsinnig wie ihr alles zu übertragen und sie grenzenlos wirken zu lassen. Wir müssen damit aufhören, uns von anderen einreden zu lassen oder zu denken, der Mensch sei diesen Entwicklungen ausgeliefert und Maschinen könnten ihm seinen Platz und Wert streitig machen. Verdrängen kann uns nur das, von dem wir uns verdrängen lassen.

Wir dürfen nicht glauben, wir seien im Nachteil gegenüber technischen und digitalen Entwicklungen – ganz im Gegenteil. Das Zwischenmenschliche, das Persönliche, das Authentische und die eigene seelische Kraft gewinnen durch den zunehmenden Fortschritt an Wert. Und wenn wir es richtig einsetzen erhöht sich ebenso seine Wirksamkeit und Relevanz.

Der Technik wohnt unbestritten ein Zauber inne. Sie mag uns zum Staunen veranlassen und uns einiges erleichtern – doch den Menschen verdrängen oder ersetzen vermag sie nicht. Nicht heute, und nicht später. Dabei hat es jeder von uns selbst in der Hand, ob er zu einem Spielball der neuen Errungenschaften wird, seine Eigenverantwortung abgibt oder in seine Verantwortung kommt, bewusst und achtsam die Hilfsmittel der heutigen modernen Zeit zu Beginn des dritten Jahrtausends für wohlwollende Zwecke zu nutzen versteht.

Maschinen sind seelenlos, der Mensch ist es nicht.

Was uns als Individuum ausmacht sind unsere Werte, Haltungen, Überzeugungen und Einstellungen. Es ist unsere Fähigkeit, zu lieben und unabhängig zu denken und eigenständig zu handeln. Es ist die Gegebenheit, sich mit der Intuition verbinden zu können und Geistesblitze zu empfangen. Und unsere Gabe, auf jede Situation individuell und spontan eingehen zu können. Uns persönlich zeichnet aus, echte Beziehungen herstellen zu können, andere durch unsere Eigenheit berühren und inspirieren oder motivieren zu können. Es sind unsere Tugenden, die uns als Person auszeichnen. Es ist unsere intuitive, gefühlsbasierte und spirituelle Intelligenz, die uns von Maschinen und Robotern unterscheidet. Kreativ, mutig und ehrgeizig zu sein, echtes Mitgefühl zu zeigen oder voller Liebe zu kreieren – das alles kann nur ein Mensch zum Ausdruck bringen, der in Kontakt mit sich selbst steht.

Wir sind lebendig. Eine Maschine ist das nicht – mag sie noch so voller Wissen und in ständiger Bewegung sein.

 «The next Rembrandt» – so heisst das Bild, dass das Werk eines modernen Computerprogramms ist und paradoxerweise typischer wrkt als alle Rembrandt-Bilder, die der niederländische Maler (1606 – 1669) jemals zu kreieren verstand. Die künstliche Intelligenz, die das genannte Bild erschaffen hat, wurde mit Rembrandts Pinselstrichen gefüttert und errechnete daraus das typische Rembrandt-Gemälde schlechthin. Das Resultat dieser Rechenleistung wurde folgend von einem 3D-Drucker ausgedruckt. Fertig war das neue Bild des holländischen Meisters, der schon lange nicht mehr lebt. Auf den ersten Blick wirkt das Bild erschreckend vollkommen. Schön anzusehen. Wie ein Rembrandt eben. Nichtsdestotrotz offenbart sich einem bei tieferer und intuitiver Betrachtung, wie dem Ganzen etwas Massgebliches fehlt. Trotz aller Perfektion. Etwas ganz Bestimmtes ist nicht auffindbar: Das gewisse Etwas, das den Betrachter in seinem Inneren zu berühren weiß. Eine ganz besondere Kraft fehlt. Das Bild ist ohne Seele – ihm fehlt jene einzigartige und unverfälschte Kraft, die Rembrandt als Mensch durchdrungen hat und mit der er auf seine ganz eigene Art seiner Kunst zum Ausdruck verhalf. Selbst so mancher Kunsthistoriker bemerkte dies und war mit dem Bild nicht glücklich. Ihrer Meinung nach fehlt dem Bild ganz offensichtlich ein wichtiges Merkmal der Rembrandt-Malerei: der Glanz auf der Nasenspitze, wie DIE WELT am 16.04.2016 schrieb.

Unsere ureigene, schöpferische und vor allem natürliche (göttliche) Kraft birgt etwas Einzigartiges in sich und bringt etwas ganz Besonderes zum Ausdruck, das die künstliche beziehungsweise maschinelle Intelligenz nie hervorzubringen vermag. Und es ist eine unserer hohen Aufgaben, unseren Raum als Mensch mit seinen schönen Qualitäten noch bewusster, stärker einzunehmen und uns darauf zu besinnen, womit wir uns am besten einbringen können.

Werden wir uns also bewusst, welches Glück wir haben, ein Mensch zu sein, der ein Leben geschenkt und damit die Möglichkeit erhalten hat, sich auf seine ganz eigene Weise auszudrücken! Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen.