Erneut aufkeimende Bankenkrise, Debatte um die Neutralität, die Rolle innerhalb der internationalen Gemeinschaft und eine mögliche EU-Mitgliedschaft – dies nur einige brisante Themen, welche die Schweiz beschäftigen und die wohl nicht so schnell vom Tisch sein werden. Zeit also, einen differenzierten, erweiterten Blick darauf zu werfen.

Jede Nation verfügt über eine Prägung, einen Zweck und hat innerhalb der Weltengemeinschaft bestimmte Aufgaben wahrzunehmen. Dies verhält sich bei Ländern nicht anders als bei Menschen, denn alles ist in allem eingebunden. Jedes Land sollte sich demzufolge seiner Geschichte, seiner Rolle, Stärken und Herausforderungen gewahr sein und ebenso wie ein Individuum im Wissen um seine Berufung agieren. Idealerweise sollte also auch kein Politiker/in bzw. Regierungsmitglied den Dienst im Namen des Volkes antreten, ohne sich zuvor mit der Prägung seines Landes auseinandergesetzt zu haben.

Eine klare Staatsidentität und Selbstbestimmung sind für die Schweizer Nation wichtig
– für ihre Bürger und besonders im Austausch mit «Aussenstehenden».

Dies spiegelt sich sowohl in der Schweizer Geschichte als auch in der Landschaft des Landes wider. Die Berge stehen symbolisch und energetisch für die Kraft des Willens, für natürliche Stärke, eine klare individuelle Positionierung und die Standhaftigkeit des Ichs. Nicht umsonst hat die Nation in ihrer Geschichte auf die Eigenverantwortung jeden einzelnen Bürgers gesetzt und vertraut grundsätzlich auf die Fähigkeiten und das verantwortungsvolle Wirken des Einzelnen. Sie praktiziert einen weitgehenden Föderalismus und ist damit bestes Vorbild für die jetzt neu anbrechende Epoche: ein lebendiges Beispiel dafür, wie Einheit in Vielheit sowohl erfolgreich als auch friedlich gelebt werden und in wertvolle Produktivität münden kann – und damit ein Gewinn für alle ist.

Die im Vergleich zu anderen Ländern tiefe Staatsquote von ca. 35%* und das Wissen, dass der Staat im Dienst des Bürgers steht, sind weitere enorme Stärken des Landes – und ein überaus wertvoller Wettbewerbsvorteil in den kommenden Jahrzehnten! Die neu anbrechende Zeitqualität verlangt nach Agilität, Reaktionsfähigkeit und Umsetzungskraft. Nationen mit hohen Staatsquoten und aufgeblähten Staatsapparaten werden es schwer haben, fortschrittlich zu sein und auf diese hochdynamischen äusseren Entwicklungen zu (re)agieren. Der Tendenz, den Staatsapparat aufzublähen beziehungsweise die Macht der Regierung zu verfestigen, sollte also auch in der Schweiz unbedingt entgegengehalten werden.

Die Schweiz zeichnet ihre Strukturierungs- und Ordnungsfähigkeit aus, ihr Können, Ordnung zu schaffen und zu halten. Neutralität, Verlässlichkeit, Gründlichkeit und Harmonisierungs- und Differenzierungsfähigkeit sind unter anderem ihre zentralen Assets. Die Fähigkeit, Gegebenheiten zu analysieren und dank gesunder Unterscheidungsfähigkeit in eine gut funktionierende Form zu bringen, die den Menschen dient, ist eine zentrale Aufgabe der Regierung und des Landes.

Weiter obliegt der Schweiz die Aufgabe, Menschen einen schützenden Raum zu gewähren – allerdings in selbstbewusst dienender Weise. Nicht umsonst zeugt das Wappen des Landes – das gleichschenklige, weisse Kreuz auf rotem Grund – davon. Die Farbe Rot steht für Vitalität und die feurige Energie des Herzens, während das gleichschenklige Kreuz in seiner Symbolik und Beschaffenheit auf allen Ebenen für Schutz steht. Dass die Nation diesen schützenden, starken Raum aufrechterhalten kann, verdankt sie dem Ausdruck ihrer Unabhängigkeit, ihrer Fähigkeit der Ausgewogenheit und der Solidität, die aus einem gesunden Selbst- beziehungsweise Nationalitätsbewusstsein resultiert. So mag es wenig erstaunen, dass es ebenso Bestimmung des Landes ist, eine Autorität punkto Gerechtigkeit und Rechtssicherheit zu sein.

Als einziges Land auf der Welt praktiziert
die Schweiz die direkte Demokratie.
Damit ist sie in der modernen Welt führend.

Der kleinen Schweiz ist aus übergeordneter Sicht auf der weltweiten Bühne eine besondere Rolle zugeteilt. Der Nation ist die Einflusskraft gegeben, ihr Wissen und ihre Weltanschauung bescheiden und mit Weitblick über die Grenzen hinaus in die Welt zu tragen. Nicht umsonst dient das Land international u.a. mit seinem politischen System, im Bereich von Forschung, Sozialpolitik und Bildung wiederholt als Inspiration und Vorbild. Man darf nicht vergessen: Viele bahnbrechende Erfindungen haben ihren Ursprung auf Schweizer Grund. Die Mischung aus Bescheidenheit und Selbstbewusstsein widerspiegelt sich im ambivalent erscheinenden Verhalten der Schweiz: Einerseits geht sie ihren Weg im Bewusstsein, etwas Spezielles zu sein und pocht darauf. Andererseits gibt sie sich bescheiden, nimmt sich zurück und unterschätzt sich gerne auch ‚mal – manchmal mehr, manchmal weniger zu ihrem Vorteil.

Ihre Bestimmung liegt unter anderem in der Einnahme einer klärenden, neutralen Rolle in der Öffentlichkeit – also auch in der Weltöffentlichkeit. Das Land soll, darf und kann voller Standfestigkeit und Selbstbewusstsein agieren, sich nicht von mächtigen Autoritäten einschüchtern, nötigen geschweige denn erdrücken zu lassen. Sich aktiv und selbstbewusst einzubringen und den Mut haben, anderen auf eigenständige Weise dienend zur Seite zu stehen, darum geht es.

Dienend, klärend, neutral, be- und vereinigend zu wirken,
zählt zu den zentralen Aufgaben dieser Nation.

Das Land hat die Gabe, unterschiedliche Welten zu einem starken, gesunden Ganzen zusammenführen und Verschiedenartiges nachhaltig zu vereinen. Seine eigene Geschichte erzählt davon. Nicht zufällig blickt die Schweiz auf eine erfolgreiche, langjährige und qualitativ hochwertige Diplomatentätigkeit zurück. Die hohe Kunst gesunder Integration und Vermittlung zwischen Kontrahenten, gegensätzlichen Denkweisen etc. ist eine ihrer Stärken und Aufgaben. Dies ist dem feinen diplomatischen Können, wahrgenommener Neutralität, Integrität und Vertrauenswürdigkeit sowie einer besonderen Form kooperativ gelebter Unabhängigkeit zu verdanken.

Ihre Werte und Fähigkeiten darf die Schweiz nicht aufs Spiel setzen. Sie verfügt über das solide Wissen, Systeme zu erneuern und auf eine kraftvolle praktikable Basis zu stellen – intern wie extern. Durch eine gesunde, reife Weiterentwicklung trägt die Schweizer Nationenseele zu Neuordnung und Ordnungsschaffung – also Heilung – bei. Sowohl bei sich selbst als auch innerhalb der sich transformierenden Weltgemeinschaft. In aktuellen Zeiten, in denen starke geopolitische Verschiebungen vor sich gehen und viele Nationen starken, grundlegenden Transformationen ausgesetzt sind, eine besonders wertvolle Qualität.

Aktuell (2023) und in den kommenden Jahren wird auch die Schweiz einige Prüfungen durchlaufen, dabei vermutlich in verschiedenen Bereichen in der Kritik stehen und sich mit möglichen Versäumnissen auseinandersetzen zu haben. Die ‚Causa Credit Suisse‘ ist bereits ein Ausdruck dessen. Die Tragfähigkeit eigener Strukturen und Systeme wird geprüft. Dabei ist es notwendig, Schwächen und Versäumnisse anzuerkennen und zu transformieren, ohne sich dabei jedoch von anderen ins Bockshorn jagen geschweige denn ausnutzen oder an die Wand drängen zu lassen. Zweck dieser Herausforderungen ist, im Wissen um die eigene Stärken neue, solide Strukturen zu schaffen und Schwachstellen zu beheben. Eine wichtige und wertvolle Zeit der Bereinigung, Gesundung und Stärkung des eigenen Fundaments, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein!

Der Ruf, der an die Schweiz ergeht, lautet:

«Geliebte Nation der Schweiz, wandle Dich im Bewusstsein Deiner Stärken und Deiner authentischen Ich-Kraft. Bleibe Deinen Werten treu, ohne Dich dem Fortschritt zu verschließen. Öffne Dich in Selbstbewusstheit und Unabhängigkeit, um mehr von Deiner heilenden, ordnenden Kraft in die Welt fließen zu lassen.» (aus: WIR SIND., C. Kloess, 2016)

Vermerk: Diese Analyse ist nicht abschliessend.

*Staatsquote gemäss //de.statista.com in 2020

Frieden ist in vieler Munde und etwas, wonach sich viele Menschen sehnen. Dabei ist die Interpretation, was für den Frieden zu tun oder zu lassen ist, wovon er abhängt und was ihn ausmacht, sehr vielfältig und weitläufig. Hört man der Welt, der Öffentlichkeit und den Menschen zu, gewinnt man den Eindruck, Frieden sei etwas Hochkomplexes – und etwas, das fixen Vorstellungen und eigens definierten Vorstellungen zu folgen hat. Es erscheint als etwas, das nicht frei von Bedingungen ist.

Frieden bedeutet nicht für jeden Menschen das Gleiche. Was Frieden für den Einzelnen ausmacht, was ihm Frieden schenkt und welche Strategie er verfolgt, um Frieden herzustellen, ist sehr unterschiedlich. Jeder braucht etwas anderes, um in Frieden zu sein und zu leben. Das macht das Leben auf unserer Welt, die dem Gesetz der Polarität unterliegt, aus. Nichtsdestotrotz gilt eins für alle: Friede hängt nicht davon ab, was Andere tun oder nicht tun, sondern ist ein Resultat von der individuellen Tatkraft und dem bewussten Willen, ihn zu leben und zu kultivieren. Frieden beginnt immer bei sich selbst. Nie bei anderen.

Friede ist nicht etwas, das in Stille geschieht, sondern ist etwas Aktives –
etwas, das von unserer inneren wie äusseren Haltung,
Einstellung und Bewegung abhängt.
Friede ist eine Tat. Etwas, das wir bewegen, kreieren und machen. 

Sich für den Frieden einzusetzen, dazu ist jeder von uns jeden neuen Tag aufgefordert – innerlich wie äusserlich. Je mehr Menschen sich dem Frieden verpflichten, ihre Vision davon im Kleinen und im Grossen in die Umsetzung bringen, desto eher prägt Frieden den unmittelbaren Augenblick – auch wenn es bei jedem andere Komponenten sind, die diesen ausmachen. Frieden ist etwas, das einerseits sehr persönlich und dennoch neutral ist. Seine Energie und Wirkung ist für alle dieselbe. Wie sie erzielt wird, ist individuell.

Das Gegenteil von Frieden ist Unfrieden. Dieser stellt sich ein, wenn eine Situation, Handlungen oder Menschen in Ungleichgewicht geraten ist. Unfrieden ist, wenn Disharmonie herrscht. Er steht dafür, dass die Dinge in Ordnung gebracht und geklärt werden müssen. Doch dies bedingt zu verstehen, weshalb etwas überhaupt in Unordnung gekommen ist. Und dies verlangt wiederum nach der Offenheit und Neugier, sich mit den Menschen, den Zuständen oder den Umständen zu beschäftigen. Nur so kann eine umfassende Sichtweise gewonnen und der Ursache auf die Spur gekommen werden. Sich abzuwenden, sich in Ignoranz zu üben oder sich abzutrennen bringt nicht die gewünschten Resultate, sondern macht alles noch viel schlimmer. Für eine entstandene Unordnung, einen empfundenen Unfrieden gibt es immer mehrere Gründe, die sich meistens über eine gewisse Zeitspanne hinweg verstärkt haben. So können wir uns immer fragen, was es zu bewegen gilt und was zu tun ist, damit Ordnung geschaffen werden kann.

In Unfrieden für den Frieden zu kämpfen führt nur zu noch mehr Unfrieden.
Die grösste Wirkung wird erzielt, sich mit ganzer Kraft
entschieden friedvoll zu engagieren. 

Frieden ist etwas, das wir selbst kreieren, das wir selbst erschaffen – und dies jeden Tag wieder von Neuem. Für Menschen, die über eine starke Führungsbestimmung in der Öffentlichkeit verfügen und damit grossen Einfluss ausüben können, ist das Bewusstsein dafür enorm wichtig. Viel zu häufig ist beobachtbar: Wenn es um den Frieden geht, dann verfällt der eine oder andere ach so vermeintlich Mächtige plötzlich in Ohnmacht. Plötzlich erscheinen persönliche Macht und Einflussnahme trotz eines hohen Amtes sehr limitiert. Damit wird die Verantwortung, Frieden zu schaffen, abgegeben. Wenn es hingegen um eigene Interessen, Strategien und Prioritäten geht, scheint die persönliche Einflusskraft von Regierenden mächtig und schnell wirksam – dies auch dann, wenn es um komplexe, weitreichende Entscheidungen und delikate Aufgabenstellungen geht, die eigentlich tiefer überdacht und durchdrungen werden müssten. Und dieses Verhalten ist nicht nur bei vermeintlich mächtigen Amtsinhabern in Politik, Wirtschaft und Kirche dieser Welt beobachtbar, sondern bei vielen anderen Menschen ebenso.

Frieden geht uns alle an.
Je mehr Menschen sich daran machen in Frieden zu handeln,
desto weniger kann weder von einem einzelnen Menschen
noch von einer einzelnen Gruppe derart viel Unfrieden gesät werden,
sodass dieser alle anderen erfasst.

Frieden ist kein Zustand, sondern eine vorwärtsgerichtete Handlung mit der richtigen Absicht, die mit Enthusiasmus, Freude, Liebe, gesunder Neugier und vor allem in Respekt für alles Leben erfolgt. Friede entsteht nicht dadurch, nichts zu sagen, alles zu erdulden, zu akzeptieren oder zu verstehen. Es erfordert, klar und engagiert, aber friedvoll Stellung zu beziehen. Es bedingt den Willen, die Dinge in Ordnung zu bringen und einer Klärung zuzuführen. Dies gelingt einem am besten, wenn die Absichten rein und friedvoll sind – also Entscheidungen und Handlungen frei von Angst sind, weder einem schlechten Gewissen noch einem Schuldgefühl entspringen, keine Abgrenzung im Spiel ist und Eigennutz nicht der Treiber ist. Also eigentlich gar nicht so schwer!

Frieden ist kein Zustand, sondern ein Ergebnis persönlichen Agierens, das in Liebe und Offenheit geschieht. Es ist das Resultat der eigenen inneren wie äusseren Bewegungen in der Innen- und Aussenwelt.

In diesem Sinne – machen wir so weiter oder fangen heute endlich damit an.
Im Grossen wie im Kleinen.

Imagine Peace. Create it.

 

«Von jedem, der sich um das Amt des Bundeskanzlers bewirbt, ist zu verlangen, dass er dem Volk die bittere Wahrheit sagt.» (Helmut Schmidt, 1918 – 2015)

Der deutsche Politiker, Mit-Herausgeber der ZEIT sowie Alt-Bundeskanzler ist ein Steinbock-Geborener mit einem Jungfrau-Aszendenten. Er brachte nicht nur einen regen und wachen Geist mit, sondern ebenso ein starkes Heimat- und Mitgefühl. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft, seinen Wurzeln, seiner Gefühlswelt und seiner Heimat im weiteren Sinne war ein zentrales Thema in seinem Leben. Heimatthemen begleiteten ihn kontinuierlich. Die Auseinandersetzung damit war für ihn der Schlüssel, um sein Potential zu entfalten und zu sich selbst zu finden und sich selbst tief und bedingungslos zu vertrauen.

Bereits in seinen jungen Jahren konfrontierte ihn das Leben damit: Überlieferungen zufolge wäre er als Kind gerne der Hitlerjugend beigetreten, sein Vater verweigerte ihm dies strikt. Etwas, das der junge Helmut nicht nachvollziehen konnte, war er doch der einzige seiner Klasse, der nicht dorthin gehen durfte. Als er eines Tages von seiner Mutter erfuhr, dass sein Vater ein uneheliches Kind eines jüdischen Banquiers sei und die Familie deswegen zu Zeiten des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland in steter Unsicherheit lebte, war für den Jungen ein Schock. Dennoch ging er für seine Heimat im Zweiten Weltkrieg an die Ostfront. Wie er selbst später in einem seiner Bücher schrieb, realisierte erst später, dass die Nazis Verbrecher waren und er sich geirrt hatte.

Erfahrungen wie diese dienten ihm dabei, sich zu einem tiefgründigen Denker, für den Sinnsuche und -findung wichtig waren, zu entwickeln. Sie dienten ihm dabei zu erfahren, wie wichtig es ist, Gegebenheiten gut und weise zu unterscheiden und alle Sichten ins Denken und Handeln einzubinden. Diese einschneidenden Erlebnisse waren unbestritten zentral, damit er sich später zu einer führenden, integren Führungspersönlichkeit entwickeln konnte.

Seine Aufgabe war es, sein Denken zu erweitern und Weitblick zu entfalten,
um in sich das eigene Zuhause zu finden
und folgend mit seinen geistreichen Fähigkeiten seiner Heimat und der Weltenfamilie
einen Dienst zu erweisen. 

Ein weiteres Ereignis verdeutlicht seine Prägung, wie Heimatthemen seinen Werdegang prägten: 1962 suchte eine Sturmflut seine Heimatstadt Hamburg heim – just dann, als Schmidt das Amt des Senators der Polizeibehörde innehatte. Das war der Moment als er sich als Führungskraft profilierte. Damals übernahm er das Zepter, zauderte nicht lange und bewährte sich in seiner Heimat als echter Krisenmanager. Dies war sozusagen ein Meisterstück, womit er über Nacht grosse Bekanntheit erlangte und was ihm den Weg in die Bundespolitik ebnete.

Helmut Schmidt wurden neben seinem Idealismus, seiner Integrität, seiner starken Unterscheidungsfähigkeit und der philosophischen Gabe, übergeordnet auf die Gegebenheiten zu blicken, brillante rhetorische Fähigkeiten in die Wiege gelegt. Gemäss seiner Prägung ist ihm sein Königs-Status im Bereich der kommunikativen und geistigen Fähigkeiten mitgegeben worden. Nicht umsonst erschienen ihm viele Journalisten offenbar als zu wenig intellektuell, „nicht auf Augenhöhe …“ Er war begnadet darin, die Dinge wie kein anderer in einen erweiterten Zusammenhang zu setzen, sie auf den Punkt zu bringen und dabei auch messerscharf zu argumentieren.

Auch wenn er für viele trocken, unnahbar und unemotional wirkte: Er brachte eine starke Gefühlswelt mit. Sich mit diesen zu verbinden, ermöglichte es ihm erst, derart intuitiv, solide, gewissenhaft, verantwortungsaffin und zielsicher in der Aussenwelt zu wirken. Zu einem Politiker, der fähig war, über alle Arten von Grenzen hinweg im Sinne der eigenen Heimat, im Sinne des Volkes und der gesamten Menschheitsfamilie solide, wohlwollende politische Arbeit zu leisten.Sich selbst im Zaum zu halten, um wirklich gut darin zu werden, was er ist, war ihm unter anderem aufgetragen. Wie überlebenswichtig es sein kann, nicht leichtfertig über alles zu sprechen und Emotionen unter Kontrolle zu haben, erfuhr er nicht umsonst bereits während seiner Kindheit.

All das, was ihn herausforderte, förderte ihn darin, unbedingt auf sich selbst und auf seine inneren Gesetze zu vertrauen, sich selbst die höchste Instanz zu sein und damit den Menschen zu dienen. Müsste ich seine Bestimmung in einen Satz packen, würde er wie folgt lauten:

«Der einflussreiche, wortführende und politische Philosoph,
der sich dem Volk/der Heimat stark verpflichtet fühlt und der fähig ist,
den Menschen das zu geben und das zu formulieren,
was ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Schutz gewährt.»

Der Hamburger zählte nicht zu jenen Politikern und Persönlichkeiten, die das taten und das entschieden, was populär war und ihnen selbst die meisten Vorteile brachte. Sondern er machte das, was er als notwendig, vernünftig und sinnvoll erkannte, um seiner jeweiligen Rolle gerecht zu werden und den Menschen zu dienen – auch wenn er dafür nicht nur Lorbeeren ernten sollte. Er war den realen Werten verpflichtet, er besass Integrität. Die Vernunft sollte ihn durch das Leben leiten, ohne dass dabei das Gewissen, die Gefühlswelt und das Seelische – die für die wahre Heimat des Menschen steht – ausser acht gelassen werden sollte. Schliessen möchte ich diesen Artikel mit einem Zitat Schmidts, das zeigt, was ihn bewegte: „Für mich bleibt das eigene Gewissen die oberste Instanz.“

Quellen: NZZ vom 10.11.2015, Tages-Anzeiger vom 11.11.2015, Buch Helmut Schmidt „Was ich noch sagen wollte“, persönliche Notizen aus diversen Fernseh-Talks

Politiker sollten sich des Gesetzes der Zweiheit besonders gewahr sein. Politische Tätigkeit ist im Grundsatz ein Ausdruck von Inklusionsarbeit, dient sie dem Erhalt von Ordnung und der Harmonisierung der Kräfte – auch derjenigen im Menschen selbst! Politische Führung kann immer nur so gut funktionieren und ihre Verantwortung wahrnehmen, wie sie sich des Gesetzes der Polarität und Dualität bewusst ist. Zu wissen, der eine Pol lenkt den anderen, das Äussere wirkt auf das Innere und umgekehrt, das macht gute Politik aus.

Der Politik ist aufgetragen,
die wirkenden Pole innerhalb der Gemeinschaft auszugleichen.
Je mehr ihr das gelingt, desto besser funktioniert das System und desto erfolgreicher ist eine Gesellschaft.

Politiká stand im antiken Griechenland für Fragestellungen, welche in Verbindung mit dem Gemeinwesen standen – die Staatsgeschäfte beziehungsweise die Dinge, «welche die Stadt betreffen». Ursprünglich wurde sie als Mittel verstanden, um innerhalb eines Staates beziehungsweise einer grösseren kollektiven Gruppierung die Ordnung zu erhalten. Die Polis – für Stadtstaat, der Staat – wird als ein Zusammenschluss freier und gleicher Bürger charakterisiert und beinhaltet alle Formen des menschlichen Zusam-menlebens. Sie bezeichnet ursprünglich die das Königtum und die Adelsherrschaft ablösende bürgerlich demokratische Verfassung. Zugleich ist es die «Bezeichnung für die politische Gemeinschaft, der jeder natürlicherweise angehört, die ihn erzieht und schützt, die sein Betätigungsfeld darstellt, die zu schützen die erste Pflicht des Einzelnen ist.» Politik wurde in früheren Zeiten als etwas Heiliges verstanden; vor ihrem Gericht erschienen selbst die Götter. Diese hohe Auffassung der Politik geriet allerdings seit dem 4. Jahrhundert allmählich in Verfall.

Bedeutung und Wert guter Politik offenbaren sich in einer Zeit, in der unzählige gesellschaftliche Unterschiede deutlich zu Tage treten, umso mehr. Politik muss extreme Tendenzen zu verhindern wissen. Sind diese existent oder anwachsend, nimmt sie ihre ursprüngliche Aufgabe nur unzureichend wahr. Politik muss sich dafür einsetzen, Gräben zwischen unterschiedlichen Interessensgemeinschaften zu verringern, und alles dafür tun, dass der soziale Friede und das Allgemeinwohl nicht gefährdet sind. Sie muss vermeiden, dass die Gesellschaft den vermeintlich einfachsten Weg gehen und unverzüglich für alles eine Lösung haben will. Denn die schnellste Lösung ist nicht immer die beste.

Politische Verantwortung zeugt davon, gemeinsam etwas zu erschaffen und zu erhalten, das die Vielfalt im Gemeinsamen widerspiegelt. Starke Einheit durch Vielfältigkeit – darum geht es. Respekt, Toleranz, Wertschätzung gegenüber dem Andersartigen und der gesunde Diskurs sind zu fördern, damit eine Gemeinschaft wachsen, gedeihen und sich weiterentwickeln kann. Nur dann wird ein Volk stark und vital.

Der Politik obliegt die Aufgabe, verschiedene Welten, Kräfte und Wesen in einem System zu vereinen und mit den Erfordernissen der Zeit abzugleichen, so dass sich darin alle zurechtfinden und wiederum ihren Aufgaben und Bestimmungen nachgehen können. Sie hat Antworten auf die drängenden Fragen des Kollektivs zu liefern. Ihre Fähigkeit, widerstreitende Interessen als solche zu erkennen und für friedlichen Ausgleich zu sorgen, zeichnet sie aus. Sie muss Wege finden, wie verschiedene Ansprüche und Bedürfnisse miteinander in Verbindung gebracht werden können, und damit eine freie und gesunde gesellschaftliche Entwicklung gewährleisten. Sie weiss um die Bedürfnisse der Menschen und nimmt diese ernst. Regierende müssen sorgsam darauf achten, das Gespür für ihr politisches Handeln nie zu verlieren.

Respekt ist die Grundlage einer prosperierenden Gesellschaft.

Einschränkung, Bevormundung, Gleichmachung, Überwachung und Diskriminierung sind keine Attribute guter Politik, und schon gar nicht der neu anbrechenden Zeit. Ganz im Gegenteil. Diese Verhaltensweisen stehen dafür, was wir als Gesellschaft abzulösen haben. Bedingungslose Gesetzestreue und unsinnige Prinzipien schädigen jedes System und stehen für politische Unausgeglichenheit. Gute Politik ermächtigt nicht sich selbst, sondern die Bürger. Sobald Politik sich nur noch mit Richtlinien und Geboten beschäftigt und die Einhaltung der Norm wichtiger erscheint als Menschlichkeit, Freiheit und Lebendigkeit, erstarrt und verhärtet eine Gesellschaft. Die vielen Aspekte, die das soziale Leben ausmachen, dürfen nicht aus dem Lot geraten. Sobald dies der Fall ist, herrscht Ausnahmezustand und die Gemeinschaft ist nicht mehr in ihrer Mitte – und damit nicht in ihrer Kraft!

(Auszug aus: Führend Sein., Christine N. Kloess, 2022)

„Im 21. Jahrhundert wird es keinen dritten Weltkrieg geben. Wohl aber sind wir dabei die Zahl der gleichzeitig lebenden Menschen auf dem Erdball zu steigern. (..) Folge ist, dass diese Menschenmassen über Fernsehen, Internet hysterisierbar sind.“
Helmut Schmidt, Altbundeskanzler, 2007

Wir sind in bedeutsamen Zeiten und das Verhältnis von Individuum und Kollektiv wird massgeblich geprüft. Ein grosses Thema der kommenden zwanzig Jahre und darüber hinaus. In Massenbewegungen schlummern unkontrollierbare Gefahren. Kollektiver Fanatismus ist eine davon. Was die Macht des Kollektiv so besonders gefährlich macht, ist, dass die Masse den Einzelnen davor schützt, Verantwortung zu übernehmen. Oft wird ein Kollektiv schneller als ihm bewusst ist, ein Opfer gelebter Machtpolitik. Albert Einstein sprach immer davon, wie wichtig es sei, niemals damit aufzuhören, Fragen zu stellen. Sobald wir aufhören, die Gegebenheiten verstehen zu wollen und nach dem Weshalb zu fragen, entledigen wir uns der Verantwortung und übertragen die Handlungsvollmacht an andere.

Unbewusste, unkontrollierte und unbeschränkte Macht ist bedrohlich; in politischen Systemen ist es essentiell, dass die Macht nicht unbegrenzt an- und verwendbar ist. Viel zu oft, zu schnell und zu unüberlegt oder aus Angst werden innerhalb der Gesellschaft Menschen und Ideen angegriffen, die nicht der allgemeinen Norm entsprechen. Differenzierung, Individualität und Vielfältigkeit sind jedoch der Grund einer gesunden Lebenskultur.

Jeder von uns hat jederzeit aufmerksam zu beobachten, wie sich das allgemeine Verhalten entwickelt, um ungesunde Entwicklung rechtzeitig zu erkennen: Wird nach Lösungen gesucht? Sind öffentliche Äusserungen von Konstruktivität geprägt? Werden Herausforderungen positiv angegangen? Wird Eigenverantwortung gelebt? Oder wird die Schuld bei anderen gesucht und sind Negativität, Angst, Destruktivität und Drama den Ton angebend?

Unsere Gemeinschaft gedeiht nur dann, wenn Solidarität, Respekt und Toleranz gegenüber dem einzelnen Menschen gewahrt werden. Ausgrenzung Einzelner oder von Minderheiten durch Machtapparate deuten auf eine ungesunde Entwicklung hin. Mitmenschlichkeit und Mitgefühl zu fördern, ist eine der wichtigsten Aufgaben der modernen Gesellschaft. Von gesellschaftlicher Reife zeugt, wenn mit Freiheit, Friede, Vertrauen und Unabhängigkeit gefördert wird und die Würde und die Rechte des Einzelnen gewahrt werden.

Die Zukunft gehört den Nationen, die es verstehen, neue Wege einer freiheitlich geprägten und menschenfreundlichen Politik zu gehen – und nicht jenen, die menschenfeindliche Kontroll- und Machtpolitik betreiben. Die Vielseitigkeit als Basis einer gut funktionierenden Einheit macht den entscheidenden Unterschied.

Quelle: Christine N. Kloess, WIR SIND., 2016

Die Welt ordnet sich neu. Die Weichen für eine neue Weltordnung werden gestellt. Wir befinden uns nun mittendrin in diesem weitreichenden Prozess! Deshalb ist auch politisch und gesellschaftlich so vieles in Aufruhr. In den letzten Jahren haben international einige Persönlichkeiten politisches Parkett betreten, die hier sind, um alles mächtig aufzumischen und damit der Erneuerung auf der Welt zu dienen. Dies jedoch auf sehr unterschiedliche Weise. Nicht jede Vorgehensweise mag uns dabei auf den ersten Blick als sinnvoll oder neuzeitlich erscheinen. Aber wirksam sind sie in den meisten Fällen und verfehlen ihren Zweck ganz und gar nicht …

Viele Nationen sind in Bewegung, in einem grundlegenden Wandel begriffen. Regierungen und ihre Strukturen werden getestet. Fundamente wollen erneuert werden, Veraltetes und Ausgedientes muss losgelassen werden. Das verhält sich bei Nationen, Regierungen und politischen und gesellschaftlichen Systemen nicht anders als bei jedem Einzelnen von uns. Nichts bleibt unangetastet von dem immer stärker werdenden Wind der Veränderung, der nichts anderes von uns will, als pure Erneuerung und Weiterentwicklung – kollektiv wie individuell.

Jede Nation hat derzeit so ihre Herausforderung. Man denke an den Brexit, der in Grossbritannien und Europa die Gemüter der Politiker beschäftigt und die politischen Strukturen und Bündnisse zutiefst einer Prüfung unterzieht. Oder man schaue in die USA, wo ein Mann eine Nation spaltet und international ein mächtig unberechenbares Durcheinander veranstaltet. Was überall bei genauem Hinsehen zu erkennen ist: Die Handlungen der Regierungen fordern das Volk; die Bürger und ihre Entscheidungen fordern ihre Führung; und alle ihre Befindlichkeiten und Prüfungen tangieren alle anderen auf der Welt. Mal mehr, mal weniger. Alle Seiten fordern einander heraus. Und jeder tut dies auf seine ganz eigene Weise!

Eine andere Nation, deren Regierung und Volk ebenso tiefgreifend herausgefordert sind, ist Frankreich. Ein Land, das ich persönlich sehr mag und mir sehr am Herzen liegt und ich ihm deshalb den ersten Blog des neuen Jahres widme. Das ist aber nicht der einzige Grund. Denn weiter wird es von einem Mann angeführt, mit dem es sich aus Sicht seines individuellen Potentials, seiner kollektiven Aufgabe und seiner energetischen Eigenheit sehr spannend zu beschäftigen ist. Und zudem passt der Wahlspruch der Französischen Republik – «Liberté. Egalité. Fraternité.» – zur aktuellen Zeit wie ein Fisch ins Wasser. Die drei Worte verdeutlichen im Grundsatz, worum es für uns alle geht – als Individuum, als Gesellschaft. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Ja, darum geht es – ohne dass dabei jedoch Eigenverantwortung, Individualität und Freiheit des Menschen in Frage gestellt werden! Dies sei an dieser Stelle unbedingt gesagt, um jegliche Missverständnisse bei der Interpretation der drei Begriffe zu vermeiden.

Tja, «La Grande Nation» ist wie viele andere in Unruhe geraten, und es gilt auch für sie, neue Lösungen zu finden und nicht mehr länger an veralteten Strukturen festzuhalten. Regierende haben sich in der jüngeren Geschichte immer wieder daran gemacht, sich diesem Unterfangen zu widmen. Jedoch ohne Erfolg. Jeder, der sich daran versucht hat, ist danach am politischen Himmel schnell untergegangen.

Nun ist ein neuer Stern aufgetaucht, im wahrsten Sinne des Wortes: Emmanuel Macron. Der junge französische Präsident, der seit 2018 im Amt ist. Dessen Aufstieg am politischen Himmel ein Beweis dafür ist, welche grossen und kleinen Wunder sich heutzutage ereignen und wie das Undenkbare plötzlich zur Realität wird. Tja, er ist nun da – und auch er versucht sich erneut an der für Frankreich eigentlich unumgänglichen Aufgabe, die es jedoch bisher immer vehement von sich gewiesen hat. Gerade heute titelte ein deutschsprachiges Nachrichtenportal zur aktuellen Lage im Elysée Palast: «Das Junggenie im Fegefeuer.» Und dies bringt es gut auf den Punkt. Man könnte schon fast meinen, die Journalisten kennen Macrons individuelle Prägung.

Wie gesagt – keinem ist es in jüngerer Zeit gelungen, das Land sozialpolitisch und wirtschaftlich in die längst fällige Erneuerung zu führen und das Volk in mehr Eigenverantwortung zu führen. Wird es Macron nun schaffen? Weshalb sollte es gerade ihm gelingen, wenn zuvor so viele starke Geister daran gescheitert sind?

Übergeordnet betrachtet ist Macron zu dieser Aufgabe berufen und nicht zufällig in die Position des Regierenden aufgestiegen. Seine Bestimmung ist es, mit Hilfe der ihm gegebenen Erneuerungskraft Transformation zu ermöglichen. Als ein Mensch mit besonderen seelischen Qualitäten, der über enorme regenerative und verantwortungsbewusste Energien verfügt und dem aufgetragen ist, als ein Verantwortung Tragender Wandlung machtvoll herbeizuführen – wenn er denn auf seine innere Führung hört und weise vorgeht.

Sein Schicksal ist eng mit diesem von Frankreich verknüpft – und umgekehrt. Nicht nur sein Land befindet sich in einer starken Transformationsphase, Macron selbst in seiner individuellen Entwicklung ebenfalls an einem kritischen Punkt seines Lebens, der ihn vor harte Prüfungen stellt. Seine persönlichen Prägungen verdeutlichen, dass er sich in einem Lebenszyklus befindet, der ihn dazu auffordert, seine Persönlichkeit einer tiefen Wandlung zu unterziehen und dafür offen zu sein, neue Standpunkte einzunehmen. Persönlich steht er vor einer echten Reifeprüfung.

«Le Président de la République» bringt grundsätzlich die Kraft und Macht mit, Frankreich von Grund auf zu verändern und zu erneuern. Und es spricht vieles dafür, dass er die Zeichen der Zeit für sich selbst und in Bezug zur Lage seines Landes wahrzunehmen versteht. Vieles deutet darauf hin, dass er die an ihn persönlich gestellte Herausforderung annimmt und erkennt, was er in seiner Handlungsweise zu verändern hat, damit seine Ideen und wegweisenden Visionen für andere annehmbar werden. Und dass er spürt, was es benötigt, um die Krise zu meistern, die Menschen durch die Zeit des nicht nur leichten transformativen, sondern auch schmerzhaften Übergangs bis hin zur gewinnbringenden Erneuerung erfolgreich anleiten zu können.

Gelingt es ihm, der Regierung und den Bürgern – also den Franzosen insgesamt, offen für einen gemeinsamen Weg in das Neue zu gehen, steht ihrem Land eine brillante Entwicklungsperiode und neue Blütezeit bevor. Zudem wird damit die Gefahr einer rechtspopulistischen Regierungsübernahme gebannt – etwas, das sich zwar keiner wirklich vorstellen kann und will, was aber nicht undenkbar wäre, wenn Macron scheitert.

Wenn Macron 2019 übersteht und seine persönlichen Wachstumsaufgaben annimmt, wird er wohl länger fest im Sattel sitzen und das Land integer durch den von ihm in Gang gebrachten Erneuerungsprozess führen. Nicht nur Frankreich, sondern uns allen ist zu wünschen, dass es ihm gelingen möge, die Franzosen an ihre Erneuerung heranzuführen und gemeinsam mit ihnen endlich anzupacken. In diesem Sinne: Vive la France!

Mehr zu Frankreich und seiner nationalen Aufgabe ist auch zu lesen in: „WIR SIND. In sich das Gemeinsame entdecken“ (C.N. Kloess, 2016)

Wie jeder Einzelne verfügt auch jedes Land über ein Ausgangspotential und steht für besondere Themen, derer es sich anzunehmen hat. Nicht nur der Einzelne hat eine Berufung, sondern Nationen ebenso. Diese orientiert sich an evolutionären Entwicklungsaufgaben. Ebenso wie jeder Einzelne mit seiner Kraft von Nutzen für die Gemeinschaft zu sein hat, haben wir uns als Kollektiv in Form einer Nation mit unseren nationalen Stärken zum Gedeihen der Weltgemeinschaft und zugunsten der Weltentwicklung einzubringen. Wie sich eine Nation entwickelt, mit Herausforderungen umgeht und in Verbindung mit anderen tritt, hängt letztlich von ihrem (kollektiven) Nationalitätsbewusstsein ab. Einerseits ergibt sich dieses aus der Historie und andererseits wird es von den Menschen und ihrem Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart genährt.

Das, was in Deutschland passiert, ist eine grosse Chance für nachhaltige Erneuerung.
Der Schritt in das Neue will erfolgen, ohne dass dabei bewährte Werte verloren gehen.

Aktuell befindet sich unser Nachbarland Deutschland – wie viele andere Länder wie die USA oder Frankreich – in starken Veränderungsprozessen. Die Wahlen Ende September 2017 haben bestätigt, wie viel im Inneren dieser nationalen Seele gärt. Dass eine Partei den Sprung in den Bundestag geschafft hat – welche ganz und gar nichts mit neuem Gedankengut am Hut hat, von sich jedoch behauptet, das Land vorwärts bringen zu wollen – soll uns sehr wachsam werden, aber bitte nicht in Angst verfallen lassen. Diese Partei ist als Katalysator zu verstehen, um den Weg für die wirklich Fortschrittlichen zu ebnen (sofern diese das nicht verschlafen). Durch seine Präsenz löst dieser politische und unbewusst agierende Neuankömmling im Bundestag national vieles aus, erzeugt starke Gegenkräfte – und bewegt dadurch etwas. Die Wahlergebnisse vom 24. September 2017 sollen als Weckruf, Alarmsignal und Aufruf verstanden werden, nicht länger in alten, festgefahrenen Bahnen zu verweilen, sondern neue Wege zu gehen, ohne dabei jedoch in alte unbewusste Muster zu verfallen.

Es gilt, neu zu denken, neu zu gestalten, neu zu sein –
was auch bedeutet, aktuellen Herausforderungen mit neuen Lösungen zu begegnen.
Das ist aber nicht so einfach und deshalb kann es nicht schnell gehen.
Alles braucht seine Zeit, nichtsdestotrotz darf der Moment nicht verschlafen werden.

Als eine der Wenigen in der deutschen Parteienlandschaft hat es die FDP verstanden, sich neu zu erfinden, sich zu erneuern und vorwärts zu schreiten. Sie weiss nur allzu gut und aus eigener, zeitnaher Erfahrung was es bedeutet, sich vom Alten zu verabschieden und das Neue zu wagen. Nur wenn wir wissen, wovon wir sprechen, sind wir authentisch und können wirkungsvolle Arbeit leisten.

Zu einer starken eigenen Identität zu finden, zählt zu den Aufgaben vieler Nationen.
Für Deutschland ist das jedoch von zentraler Bedeutung.

Die Aufgabe der Nation ist es, die eigene Macht anzunehmen und konstruktiv auszudrücken. Die ihr verliehene starke Kraft soll, darf und muss in transformierter Weise eingesetzt und neu verstanden werden. Sie darf keinesfalls wiederholt missbraucht und falsch interpretiert werden, sondern die von Grund auf existierende Stärke und das tief verankerte Selbstbewusstsein wollen wohlwollend und verantwortungsbewusst zum Einsatz kommen.

Aktuelle Geschehnisse unterstützen die Nation und ihre Bürger dabei, ihr Bewusstsein zu schärfen und die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, zu stärken. Brisante innenpolitische Entwicklungen wie beispielsweise das Aufkeimen rassistischer Gruppierungen aufgrund der großen Anzahl an Flüchtlingen sind als nationaler Prüfstein zu verstehen. Es handelt sich zugleich um Warnsignale, die den Zweck verfolgen, das Bewusstsein der gesamten Nation wachzurütteln, um sich definitiv von alten Weltbildern loszulösen, Ausgleich herzustellen und den Extremismus, der eine unreife und unausgeglichene Ausdrucksform von Stärke ist, zu verabschieden.

Der Umgang mit aktuellen und künftigen innen- wie außenpolitischen Herausforderungen wird zeigen, wie weit sich diese Nationenseele ihres Auftrages bewusst ist und bereit ist, sich geistig zu erneuern. Man wird sehen, ob sie bereit und reif dafür ist, ihre Energien in einem neuen Bewusstsein zum Ausdruck zu bringen. Es wird sich verdeutlichen, ob sie die Herausforderungen mit einem neuen, gesunden Selbstbewusstsein meistert und nicht mehr in alte extremistische Verhaltensweisen zurückfällt. Ignoranz, Intoleranz und Abschottung sind Gift für die gesunde Entwicklung der deutschen Nation. Für Deutschland geht es vor allem auch darum, den Mittelweg zwischen extremer Abgrenzung und absoluter Grenzenlosigkeit einzuschlagen. Mitgefühl zu zeigen und zu leben ist wichtig, doch darf dabei die Verantwortung gegenüber sich selbst nicht vernachlässigt werden. Eine Öffnung ohne Verlust der Eigenheiten gelingt dann am besten, wenn sie bewusst und kontrolliert vonstatten geht.

Drücken wir Deutschland die Daumen!

Mehr über Deutschland und die Aufgabenstellung anderer ausgewählter Nationen sind in „WIR SIND. In sich das Gemeinsame entdecken.“ (Christine Kloess, 2016, tao.de in Kamphausen Mediengruppe) nachzulesen.