Erneut aufkeimende Bankenkrise, Debatte um die Neutralität, die Rolle innerhalb der internationalen Gemeinschaft und eine mögliche EU-Mitgliedschaft – dies nur einige brisante Themen, welche die Schweiz beschäftigen und die wohl nicht so schnell vom Tisch sein werden. Zeit also, einen differenzierten, erweiterten Blick darauf zu werfen.

Jede Nation verfügt über eine Prägung, einen Zweck und hat innerhalb der Weltengemeinschaft bestimmte Aufgaben wahrzunehmen. Dies verhält sich bei Ländern nicht anders als bei Menschen, denn alles ist in allem eingebunden. Jedes Land sollte sich demzufolge seiner Geschichte, seiner Rolle, Stärken und Herausforderungen gewahr sein und ebenso wie ein Individuum im Wissen um seine Berufung agieren. Idealerweise sollte also auch kein Politiker/in bzw. Regierungsmitglied den Dienst im Namen des Volkes antreten, ohne sich zuvor mit der Prägung seines Landes auseinandergesetzt zu haben.

Eine klare Staatsidentität und Selbstbestimmung sind für die Schweizer Nation wichtig
– für ihre Bürger und besonders im Austausch mit «Aussenstehenden».

Dies spiegelt sich sowohl in der Schweizer Geschichte als auch in der Landschaft des Landes wider. Die Berge stehen symbolisch und energetisch für die Kraft des Willens, für natürliche Stärke, eine klare individuelle Positionierung und die Standhaftigkeit des Ichs. Nicht umsonst hat die Nation in ihrer Geschichte auf die Eigenverantwortung jeden einzelnen Bürgers gesetzt und vertraut grundsätzlich auf die Fähigkeiten und das verantwortungsvolle Wirken des Einzelnen. Sie praktiziert einen weitgehenden Föderalismus und ist damit bestes Vorbild für die jetzt neu anbrechende Epoche: ein lebendiges Beispiel dafür, wie Einheit in Vielheit sowohl erfolgreich als auch friedlich gelebt werden und in wertvolle Produktivität münden kann – und damit ein Gewinn für alle ist.

Die im Vergleich zu anderen Ländern tiefe Staatsquote von ca. 35%* und das Wissen, dass der Staat im Dienst des Bürgers steht, sind weitere enorme Stärken des Landes – und ein überaus wertvoller Wettbewerbsvorteil in den kommenden Jahrzehnten! Die neu anbrechende Zeitqualität verlangt nach Agilität, Reaktionsfähigkeit und Umsetzungskraft. Nationen mit hohen Staatsquoten und aufgeblähten Staatsapparaten werden es schwer haben, fortschrittlich zu sein und auf diese hochdynamischen äusseren Entwicklungen zu (re)agieren. Der Tendenz, den Staatsapparat aufzublähen beziehungsweise die Macht der Regierung zu verfestigen, sollte also auch in der Schweiz unbedingt entgegengehalten werden.

Die Schweiz zeichnet ihre Strukturierungs- und Ordnungsfähigkeit aus, ihr Können, Ordnung zu schaffen und zu halten. Neutralität, Verlässlichkeit, Gründlichkeit und Harmonisierungs- und Differenzierungsfähigkeit sind unter anderem ihre zentralen Assets. Die Fähigkeit, Gegebenheiten zu analysieren und dank gesunder Unterscheidungsfähigkeit in eine gut funktionierende Form zu bringen, die den Menschen dient, ist eine zentrale Aufgabe der Regierung und des Landes.

Weiter obliegt der Schweiz die Aufgabe, Menschen einen schützenden Raum zu gewähren – allerdings in selbstbewusst dienender Weise. Nicht umsonst zeugt das Wappen des Landes – das gleichschenklige, weisse Kreuz auf rotem Grund – davon. Die Farbe Rot steht für Vitalität und die feurige Energie des Herzens, während das gleichschenklige Kreuz in seiner Symbolik und Beschaffenheit auf allen Ebenen für Schutz steht. Dass die Nation diesen schützenden, starken Raum aufrechterhalten kann, verdankt sie dem Ausdruck ihrer Unabhängigkeit, ihrer Fähigkeit der Ausgewogenheit und der Solidität, die aus einem gesunden Selbst- beziehungsweise Nationalitätsbewusstsein resultiert. So mag es wenig erstaunen, dass es ebenso Bestimmung des Landes ist, eine Autorität punkto Gerechtigkeit und Rechtssicherheit zu sein.

Als einziges Land auf der Welt praktiziert
die Schweiz die direkte Demokratie.
Damit ist sie in der modernen Welt führend.

Der kleinen Schweiz ist aus übergeordneter Sicht auf der weltweiten Bühne eine besondere Rolle zugeteilt. Der Nation ist die Einflusskraft gegeben, ihr Wissen und ihre Weltanschauung bescheiden und mit Weitblick über die Grenzen hinaus in die Welt zu tragen. Nicht umsonst dient das Land international u.a. mit seinem politischen System, im Bereich von Forschung, Sozialpolitik und Bildung wiederholt als Inspiration und Vorbild. Man darf nicht vergessen: Viele bahnbrechende Erfindungen haben ihren Ursprung auf Schweizer Grund. Die Mischung aus Bescheidenheit und Selbstbewusstsein widerspiegelt sich im ambivalent erscheinenden Verhalten der Schweiz: Einerseits geht sie ihren Weg im Bewusstsein, etwas Spezielles zu sein und pocht darauf. Andererseits gibt sie sich bescheiden, nimmt sich zurück und unterschätzt sich gerne auch ‚mal – manchmal mehr, manchmal weniger zu ihrem Vorteil.

Ihre Bestimmung liegt unter anderem in der Einnahme einer klärenden, neutralen Rolle in der Öffentlichkeit – also auch in der Weltöffentlichkeit. Das Land soll, darf und kann voller Standfestigkeit und Selbstbewusstsein agieren, sich nicht von mächtigen Autoritäten einschüchtern, nötigen geschweige denn erdrücken zu lassen. Sich aktiv und selbstbewusst einzubringen und den Mut haben, anderen auf eigenständige Weise dienend zur Seite zu stehen, darum geht es.

Dienend, klärend, neutral, be- und vereinigend zu wirken,
zählt zu den zentralen Aufgaben dieser Nation.

Das Land hat die Gabe, unterschiedliche Welten zu einem starken, gesunden Ganzen zusammenführen und Verschiedenartiges nachhaltig zu vereinen. Seine eigene Geschichte erzählt davon. Nicht zufällig blickt die Schweiz auf eine erfolgreiche, langjährige und qualitativ hochwertige Diplomatentätigkeit zurück. Die hohe Kunst gesunder Integration und Vermittlung zwischen Kontrahenten, gegensätzlichen Denkweisen etc. ist eine ihrer Stärken und Aufgaben. Dies ist dem feinen diplomatischen Können, wahrgenommener Neutralität, Integrität und Vertrauenswürdigkeit sowie einer besonderen Form kooperativ gelebter Unabhängigkeit zu verdanken.

Ihre Werte und Fähigkeiten darf die Schweiz nicht aufs Spiel setzen. Sie verfügt über das solide Wissen, Systeme zu erneuern und auf eine kraftvolle praktikable Basis zu stellen – intern wie extern. Durch eine gesunde, reife Weiterentwicklung trägt die Schweizer Nationenseele zu Neuordnung und Ordnungsschaffung – also Heilung – bei. Sowohl bei sich selbst als auch innerhalb der sich transformierenden Weltgemeinschaft. In aktuellen Zeiten, in denen starke geopolitische Verschiebungen vor sich gehen und viele Nationen starken, grundlegenden Transformationen ausgesetzt sind, eine besonders wertvolle Qualität.

Aktuell (2023) und in den kommenden Jahren wird auch die Schweiz einige Prüfungen durchlaufen, dabei vermutlich in verschiedenen Bereichen in der Kritik stehen und sich mit möglichen Versäumnissen auseinandersetzen zu haben. Die ‚Causa Credit Suisse‘ ist bereits ein Ausdruck dessen. Die Tragfähigkeit eigener Strukturen und Systeme wird geprüft. Dabei ist es notwendig, Schwächen und Versäumnisse anzuerkennen und zu transformieren, ohne sich dabei jedoch von anderen ins Bockshorn jagen geschweige denn ausnutzen oder an die Wand drängen zu lassen. Zweck dieser Herausforderungen ist, im Wissen um die eigene Stärken neue, solide Strukturen zu schaffen und Schwachstellen zu beheben. Eine wichtige und wertvolle Zeit der Bereinigung, Gesundung und Stärkung des eigenen Fundaments, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein!

Der Ruf, der an die Schweiz ergeht, lautet:

«Geliebte Nation der Schweiz, wandle Dich im Bewusstsein Deiner Stärken und Deiner authentischen Ich-Kraft. Bleibe Deinen Werten treu, ohne Dich dem Fortschritt zu verschließen. Öffne Dich in Selbstbewusstheit und Unabhängigkeit, um mehr von Deiner heilenden, ordnenden Kraft in die Welt fließen zu lassen.» (aus: WIR SIND., C. Kloess, 2016)

Vermerk: Diese Analyse ist nicht abschliessend.

*Staatsquote gemäss //de.statista.com in 2020

Frieden ist in vieler Munde und etwas, wonach sich viele Menschen sehnen. Dabei ist die Interpretation, was für den Frieden zu tun oder zu lassen ist, wovon er abhängt und was ihn ausmacht, sehr vielfältig und weitläufig. Hört man der Welt, der Öffentlichkeit und den Menschen zu, gewinnt man den Eindruck, Frieden sei etwas Hochkomplexes – und etwas, das fixen Vorstellungen und eigens definierten Vorstellungen zu folgen hat. Es erscheint als etwas, das nicht frei von Bedingungen ist.

Frieden bedeutet nicht für jeden Menschen das Gleiche. Was Frieden für den Einzelnen ausmacht, was ihm Frieden schenkt und welche Strategie er verfolgt, um Frieden herzustellen, ist sehr unterschiedlich. Jeder braucht etwas anderes, um in Frieden zu sein und zu leben. Das macht das Leben auf unserer Welt, die dem Gesetz der Polarität unterliegt, aus. Nichtsdestotrotz gilt eins für alle: Friede hängt nicht davon ab, was Andere tun oder nicht tun, sondern ist ein Resultat von der individuellen Tatkraft und dem bewussten Willen, ihn zu leben und zu kultivieren. Frieden beginnt immer bei sich selbst. Nie bei anderen.

Friede ist nicht etwas, das in Stille geschieht, sondern ist etwas Aktives –
etwas, das von unserer inneren wie äusseren Haltung,
Einstellung und Bewegung abhängt.
Friede ist eine Tat. Etwas, das wir bewegen, kreieren und machen. 

Sich für den Frieden einzusetzen, dazu ist jeder von uns jeden neuen Tag aufgefordert – innerlich wie äusserlich. Je mehr Menschen sich dem Frieden verpflichten, ihre Vision davon im Kleinen und im Grossen in die Umsetzung bringen, desto eher prägt Frieden den unmittelbaren Augenblick – auch wenn es bei jedem andere Komponenten sind, die diesen ausmachen. Frieden ist etwas, das einerseits sehr persönlich und dennoch neutral ist. Seine Energie und Wirkung ist für alle dieselbe. Wie sie erzielt wird, ist individuell.

Das Gegenteil von Frieden ist Unfrieden. Dieser stellt sich ein, wenn eine Situation, Handlungen oder Menschen in Ungleichgewicht geraten ist. Unfrieden ist, wenn Disharmonie herrscht. Er steht dafür, dass die Dinge in Ordnung gebracht und geklärt werden müssen. Doch dies bedingt zu verstehen, weshalb etwas überhaupt in Unordnung gekommen ist. Und dies verlangt wiederum nach der Offenheit und Neugier, sich mit den Menschen, den Zuständen oder den Umständen zu beschäftigen. Nur so kann eine umfassende Sichtweise gewonnen und der Ursache auf die Spur gekommen werden. Sich abzuwenden, sich in Ignoranz zu üben oder sich abzutrennen bringt nicht die gewünschten Resultate, sondern macht alles noch viel schlimmer. Für eine entstandene Unordnung, einen empfundenen Unfrieden gibt es immer mehrere Gründe, die sich meistens über eine gewisse Zeitspanne hinweg verstärkt haben. So können wir uns immer fragen, was es zu bewegen gilt und was zu tun ist, damit Ordnung geschaffen werden kann.

In Unfrieden für den Frieden zu kämpfen führt nur zu noch mehr Unfrieden.
Die grösste Wirkung wird erzielt, sich mit ganzer Kraft
entschieden friedvoll zu engagieren. 

Frieden ist etwas, das wir selbst kreieren, das wir selbst erschaffen – und dies jeden Tag wieder von Neuem. Für Menschen, die über eine starke Führungsbestimmung in der Öffentlichkeit verfügen und damit grossen Einfluss ausüben können, ist das Bewusstsein dafür enorm wichtig. Viel zu häufig ist beobachtbar: Wenn es um den Frieden geht, dann verfällt der eine oder andere ach so vermeintlich Mächtige plötzlich in Ohnmacht. Plötzlich erscheinen persönliche Macht und Einflussnahme trotz eines hohen Amtes sehr limitiert. Damit wird die Verantwortung, Frieden zu schaffen, abgegeben. Wenn es hingegen um eigene Interessen, Strategien und Prioritäten geht, scheint die persönliche Einflusskraft von Regierenden mächtig und schnell wirksam – dies auch dann, wenn es um komplexe, weitreichende Entscheidungen und delikate Aufgabenstellungen geht, die eigentlich tiefer überdacht und durchdrungen werden müssten. Und dieses Verhalten ist nicht nur bei vermeintlich mächtigen Amtsinhabern in Politik, Wirtschaft und Kirche dieser Welt beobachtbar, sondern bei vielen anderen Menschen ebenso.

Frieden geht uns alle an.
Je mehr Menschen sich daran machen in Frieden zu handeln,
desto weniger kann weder von einem einzelnen Menschen
noch von einer einzelnen Gruppe derart viel Unfrieden gesät werden,
sodass dieser alle anderen erfasst.

Frieden ist kein Zustand, sondern eine vorwärtsgerichtete Handlung mit der richtigen Absicht, die mit Enthusiasmus, Freude, Liebe, gesunder Neugier und vor allem in Respekt für alles Leben erfolgt. Friede entsteht nicht dadurch, nichts zu sagen, alles zu erdulden, zu akzeptieren oder zu verstehen. Es erfordert, klar und engagiert, aber friedvoll Stellung zu beziehen. Es bedingt den Willen, die Dinge in Ordnung zu bringen und einer Klärung zuzuführen. Dies gelingt einem am besten, wenn die Absichten rein und friedvoll sind – also Entscheidungen und Handlungen frei von Angst sind, weder einem schlechten Gewissen noch einem Schuldgefühl entspringen, keine Abgrenzung im Spiel ist und Eigennutz nicht der Treiber ist. Also eigentlich gar nicht so schwer!

Frieden ist kein Zustand, sondern ein Ergebnis persönlichen Agierens, das in Liebe und Offenheit geschieht. Es ist das Resultat der eigenen inneren wie äusseren Bewegungen in der Innen- und Aussenwelt.

In diesem Sinne – machen wir so weiter oder fangen heute endlich damit an.
Im Grossen wie im Kleinen.

Imagine Peace. Create it.

 

«Von jedem, der sich um das Amt des Bundeskanzlers bewirbt, ist zu verlangen, dass er dem Volk die bittere Wahrheit sagt.» (Helmut Schmidt, 1918 – 2015)

Der deutsche Politiker, Mit-Herausgeber der ZEIT sowie Alt-Bundeskanzler ist ein Steinbock-Geborener mit einem Jungfrau-Aszendenten. Er brachte nicht nur einen regen und wachen Geist mit, sondern ebenso ein starkes Heimat- und Mitgefühl. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft, seinen Wurzeln, seiner Gefühlswelt und seiner Heimat im weiteren Sinne war ein zentrales Thema in seinem Leben. Heimatthemen begleiteten ihn kontinuierlich. Die Auseinandersetzung damit war für ihn der Schlüssel, um sein Potential zu entfalten und zu sich selbst zu finden und sich selbst tief und bedingungslos zu vertrauen.

Bereits in seinen jungen Jahren konfrontierte ihn das Leben damit: Überlieferungen zufolge wäre er als Kind gerne der Hitlerjugend beigetreten, sein Vater verweigerte ihm dies strikt. Etwas, das der junge Helmut nicht nachvollziehen konnte, war er doch der einzige seiner Klasse, der nicht dorthin gehen durfte. Als er eines Tages von seiner Mutter erfuhr, dass sein Vater ein uneheliches Kind eines jüdischen Banquiers sei und die Familie deswegen zu Zeiten des nationalsozialistischen Regimes in Deutschland in steter Unsicherheit lebte, war für den Jungen ein Schock. Dennoch ging er für seine Heimat im Zweiten Weltkrieg an die Ostfront. Wie er selbst später in einem seiner Bücher schrieb, realisierte erst später, dass die Nazis Verbrecher waren und er sich geirrt hatte.

Erfahrungen wie diese dienten ihm dabei, sich zu einem tiefgründigen Denker, für den Sinnsuche und -findung wichtig waren, zu entwickeln. Sie dienten ihm dabei zu erfahren, wie wichtig es ist, Gegebenheiten gut und weise zu unterscheiden und alle Sichten ins Denken und Handeln einzubinden. Diese einschneidenden Erlebnisse waren unbestritten zentral, damit er sich später zu einer führenden, integren Führungspersönlichkeit entwickeln konnte.

Seine Aufgabe war es, sein Denken zu erweitern und Weitblick zu entfalten,
um in sich das eigene Zuhause zu finden
und folgend mit seinen geistreichen Fähigkeiten seiner Heimat und der Weltenfamilie
einen Dienst zu erweisen. 

Ein weiteres Ereignis verdeutlicht seine Prägung, wie Heimatthemen seinen Werdegang prägten: 1962 suchte eine Sturmflut seine Heimatstadt Hamburg heim – just dann, als Schmidt das Amt des Senators der Polizeibehörde innehatte. Das war der Moment als er sich als Führungskraft profilierte. Damals übernahm er das Zepter, zauderte nicht lange und bewährte sich in seiner Heimat als echter Krisenmanager. Dies war sozusagen ein Meisterstück, womit er über Nacht grosse Bekanntheit erlangte und was ihm den Weg in die Bundespolitik ebnete.

Helmut Schmidt wurden neben seinem Idealismus, seiner Integrität, seiner starken Unterscheidungsfähigkeit und der philosophischen Gabe, übergeordnet auf die Gegebenheiten zu blicken, brillante rhetorische Fähigkeiten in die Wiege gelegt. Gemäss seiner Prägung ist ihm sein Königs-Status im Bereich der kommunikativen und geistigen Fähigkeiten mitgegeben worden. Nicht umsonst erschienen ihm viele Journalisten offenbar als zu wenig intellektuell, „nicht auf Augenhöhe …“ Er war begnadet darin, die Dinge wie kein anderer in einen erweiterten Zusammenhang zu setzen, sie auf den Punkt zu bringen und dabei auch messerscharf zu argumentieren.

Auch wenn er für viele trocken, unnahbar und unemotional wirkte: Er brachte eine starke Gefühlswelt mit. Sich mit diesen zu verbinden, ermöglichte es ihm erst, derart intuitiv, solide, gewissenhaft, verantwortungsaffin und zielsicher in der Aussenwelt zu wirken. Zu einem Politiker, der fähig war, über alle Arten von Grenzen hinweg im Sinne der eigenen Heimat, im Sinne des Volkes und der gesamten Menschheitsfamilie solide, wohlwollende politische Arbeit zu leisten.Sich selbst im Zaum zu halten, um wirklich gut darin zu werden, was er ist, war ihm unter anderem aufgetragen. Wie überlebenswichtig es sein kann, nicht leichtfertig über alles zu sprechen und Emotionen unter Kontrolle zu haben, erfuhr er nicht umsonst bereits während seiner Kindheit.

All das, was ihn herausforderte, förderte ihn darin, unbedingt auf sich selbst und auf seine inneren Gesetze zu vertrauen, sich selbst die höchste Instanz zu sein und damit den Menschen zu dienen. Müsste ich seine Bestimmung in einen Satz packen, würde er wie folgt lauten:

«Der einflussreiche, wortführende und politische Philosoph,
der sich dem Volk/der Heimat stark verpflichtet fühlt und der fähig ist,
den Menschen das zu geben und das zu formulieren,
was ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Schutz gewährt.»

Der Hamburger zählte nicht zu jenen Politikern und Persönlichkeiten, die das taten und das entschieden, was populär war und ihnen selbst die meisten Vorteile brachte. Sondern er machte das, was er als notwendig, vernünftig und sinnvoll erkannte, um seiner jeweiligen Rolle gerecht zu werden und den Menschen zu dienen – auch wenn er dafür nicht nur Lorbeeren ernten sollte. Er war den realen Werten verpflichtet, er besass Integrität. Die Vernunft sollte ihn durch das Leben leiten, ohne dass dabei das Gewissen, die Gefühlswelt und das Seelische – die für die wahre Heimat des Menschen steht – ausser acht gelassen werden sollte. Schliessen möchte ich diesen Artikel mit einem Zitat Schmidts, das zeigt, was ihn bewegte: „Für mich bleibt das eigene Gewissen die oberste Instanz.“

Quellen: NZZ vom 10.11.2015, Tages-Anzeiger vom 11.11.2015, Buch Helmut Schmidt „Was ich noch sagen wollte“, persönliche Notizen aus diversen Fernseh-Talks