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Der Wind bläst uns um die Ohren – und das in vielerlei Hinsicht. Das Jahr 2020 mit seinen Qualitäten zeigt sich uns bereits seit seinen frühen Tagen sehr deutlich. Es ist ein Schlüsseljahr – und zugleich ein weiteres Vorbereitungs- und Übergangsjahr. Es ist ein Jahr der Widerstände, der Entzweiung, der Zweifel, der Gegensätze – um nur einige seiner Merkmale zu nennen. Zugleich steht es für das Verbindende, das Du-Bewusstsein, das Mitgefühl, die Toleranz, die Vereinbarkeit – das Gemeinsame in potenzierter Form. Wir sind in eine Phase eingetreten, die uns die Dualität, die Extreme, die sich entgegengesetzten Pole mit all‘ ihren Vor- und Nachteilen deutlich vor Augen führen will, damit wir endlich damit anfangen, sie auszuloten – und um folgend eine neuartige Kraft ans Tageslicht zu bringen.

Einem Wort ist derzeit besondere Aufmerksamkeit zu schenken, um die aktuelle Zeitqualität einzuordnen: der Aufruhr. Tiefer und genauer betrachtet bringt dieses gut auf den Punkt, worum sich das (Welt-) Geschehen dreht; der Begriff ‚ruhr‘ steht ursprünglich für ‚heftige Bewegung, Unruhe‘. Das Jahr ist noch jung und hat uns bereits verdeutlicht, wie schnell wie viel in Aufruhr sein oder aus dem Lot geraten kann. Man denke dabei an die Entwicklungen im Nahen Osten, die durch einen ebenfalls in Aufruhr geratenen US-amerikanischen Präsidenten in Schwung gebracht worden sind; man denke an das Wetter und damit an den Orkan, der kürzlich halb Europa in Aufruhr versetzte; man denke an China und seinen Virus, der nicht nur die Bürger, sondern ebenso die Volksvorsteher mächtig fordert und die Welt aufrührt; man denke an die politischen Entwicklungen in Deutschland, die das ganze Land aufgrund der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen in höchsten Aufruhr gebracht haben. Um hier nur ein paar wenige aktuelle Ereignisse zu nennen. Und das ist noch lange nicht alles gewesen, dieses Jahr. Vieles ist in Aufruhr – Menschen, Nationen, Systeme, Natur … unsere Welt.

Was sorgt bei Ihnen innerlich oder äusserlich für Aufruhr?

Wir dürfen uns nun noch mehr darin üben, uns nicht aus dem Takt bringen zu lassen, uns nicht irritieren oder ablenken zu lassen, nicht in Extreme zu verfallen, sondern jetzt erst recht die eigene Standhaftigkeit zu fördern, unsere Mitte zu finden und diese zu halten, um folgend voller Konzentration, bewusst gelebter Gelassenheit und ebenso einer Prise Humor an die Herausforderungen heranzutreten und neue schöne Lösungen zu generieren. Ohne Hysterie, Angst oder Panik sollen wir mit sämtlichen Geschehnissen und Realitäten umzugehen lernen; wir sollen noch mehr in die Verantwortung kommen, den eigenen Standpunkt einnehmen und dabei zugleich Mitgefühl, Feingefühl und Toleranz beweisen.

Und vor allem sollten wir eins tun: bloss nicht den Humor verlieren! Der deutsche Kabarettist Dieter Nuhr – ein Mensch, der seinen Weg in Einklang mit seiner Bestimmung geht, auch wenn es für ihn noch so fordernd und anspruchsvoll ist – formulierte kürzlich in einem Interview mit der NZZ sehr treffend und zeitgemäss : „Alle wichtigen Themen werden (…) erstaunlich wenig mit dem Verstand und erstaunlich viel mit Hysterie behandelt. (…) Und ich finde, dass man natürlich dieses wie jedes andere wichtige Thema mit Humor bearbeiten muss.“ (übrigens, das Interview ist lesens- und empfehlenswert!)

Denken Sie daran: Das Leben muss nicht „schwer“ sein. Es kann leicht sein, – wenn wir dies in uns verinnerlichen und in diesem Bewusstsein durch den intensiven Lebensalltag schreiten. Meistens sind es nämlich einzig wir selbst, die sich das Leben unnötig schwer machen – mit unseren Vorstellungen, mit unseren Fixierungen oder Einstellungen und Haltungen. Seien Sie sich bewusst: Neue Möglichkeiten der Gestaltung – der Lebensgestaltung, der Karrieregestaltung, der Beziehungsgestaltung etc. – tun sich uns auf. Eine tolle Chance, die uns geboten wird und die wir nicht ungenutzt lassen sollten. Das bedingt jedoch, in sich und um sich Klarheit zu schaffen, die eigene Kraft zu erkennen und zu leben, Widerstände zu überwinden und zu harmonisieren – und zu machen. Und ganz wichtig:

Haben Sie den Mut, Entscheidungen zu treffen.

Wir sollen in Bewegung sein respektive uns in Bewegung setzen, (noch) ungelöste Themen anpacken – dies deshalb, damit wir bis Ende Jahr gestärkt und gut auf die Möglichkeiten vorbereitet sind, die sich uns nun schrittweise neu eröffnen. Denn: Neue Ordnungen wollen geschaffen werden. Individuell und kollektiv. Eingeläutet wurde dieser Prozess bereits vor längerer Zeit, doch erst jetzt wird sich dieser langsam aber sicher zu konkretisieren beginnen. Aber keine Sorge – es wird nicht alles zusammenbrechen. Sehen Sie es vielmehr so, dass sich bloss alles neu sortiert. Chaos und Unruhe sind immer ein Zeichen dafür, dass etwas in einer Transformation begriffen ist und neu eingeordnet werden will. Damit einher geht auch eine starke Wechselhaftigkeit: Was heute ist, kann morgen bereits wieder ganz anders sein! Umso wichtiger ist es, nicht gleich auf alles zu reagieren, sich aufzuregen, zu sorgen oder gar hysterisch zu werden.

Der Sturm in unserem inneren und äusseren Leben pustet uns durch, wirbelt vieles auf und durcheinander – und trägt uns letztlich ebenso in eine bestimmte Richtung. Jene, die uns in unserem menschlichen Dasein vorwärts bringt.

Eine Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist: Was sich plötzlich entzweit oder sich auseinander dividiert, will beachtet werden – entweder will es Ausgleich erfahren oder sich ablösen. Das, was unserer Entfaltung, unserem Wohlbefinden, unserer Berufung, einem Projekt, einer Beziehung, einer Situation oder einem System dient, wird entweder bleiben oder erneuert. Das was ausgedient und seinen Zweck erfüllt hat, wird sich ablösen und verabschieden. Was auch immer passiert bezweckt, einen noch stärker mit sich, seinem wahren Kern, seiner ursprünglichen Kraft, seiner echten Stärke in Kontakt zu bringen. Welcher Segen. Welches Glück.

Tja, was bleibt nun noch zu sagen? Ruhiger wird’s nicht werden, stürmisch wird‘s bleiben. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen gutes Gelingen, Gelassenheit und Freude am Gestalten und Navigieren. Und halten Sie es dabei doch wie die norddeutschen Küstenbewohner, die selbst bei den stärksten Stürmen ganz gelassen bleiben: „Pustig iss‘ es, aber das bringt uns doch nicht gleich aus der Ruhe!“