Zur Veröffentlichung des Buches „Unser Einzig-Artiges Leben.“ hat sich Imelda Breitenmoser mit der Autorin Christine N. Kloess unterhalten

Christine, Dein drittes Buch wurde von vielen – auch von mir – voller Spannung erwartet. Dein erstes Buch «ICH BIN.» hast Du in aller Stille ausgearbeitet; es war für alle eine Überraschung. Die zweite Veröffentlichung «WIR SIND». war bezüglich Titel und Thema gut nachvollziehbar. Umso grösser war das Rätselraten um den Titel Deines dritten Buches.

In der Tat waren – auch zu meiner eigenen Überraschung – das Interesse und die Neugier gross. Soviel mir bekannt ist, hat jedoch vor Veröffentlichung des dritten Buches niemand weder Titel noch Thema erraten.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» kann als logische Fortsetzung der beiden ersten Bücher erachtet werden und deren Inhalte in das reelle Leben übersetzt. Durch den praktischen Bezug wird dem Leser ins Bewusstsein gerufen, was für ihn und sein Leben von Relevanz ist, welche natürlichen Lebensgesetze eine Rolle spielen und was seinen persönlichen Lebenserfolg unterstützt. Das Buch legt auf bewegende und zugleich unterhaltsame Weise dar, welche vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten jedem von uns zur Verfügung stehen und vermittelt Impulse zur eigenen Lebensgestaltung – auf lebensnahe Art.

Der Titel ist Einzig-Artig!
Hat die gewählte Schreibweise eine besondere Bedeutung?

Ein Druckfehler ist es nicht …! Als mir die ersten vier Entwürfe des Buchcover-Designers vorlagen und ich sah, dass bei einem Vorschlag «einzig-artiges» getrennt war, dachte ich: «Das geht ganz und gar nicht, auf einem Buchcover ein Wort zu trennen!» Ich verwarf diese Variante, obwohl sie mir am besten von allen gefiel. Je länger ich folgend jedoch über die Entwürfe nachdachte, umso mehr spürte ich, wie genial ich diese Trennung empfand. Denn erst durch sie würde so richtig deutlich, wovon Einzigartigkeit zeugt und was sie tatsächlich ausmacht: Etwas in seiner Art ist unvergleichlich!

Einige Zeit später – kurz vor Druckbeginn – telefonierte ich mit Elisabeth Bond, eine meiner Gesprächspartnerinnen. Dabei fragte sich mich, für welchen Buchtitel ich mich entschieden hätte. Als ich ihn benannte, wurde es am anderen Ende der Telefonleitung plötzlich ganz still, bis sie folgend zu mir sagte: «Super, dass das Wort einzig-artig mit Trennstrich geschrieben ist.» Und fügte weiter hinzu: «Überlege Dir doch,  einzig und artiges mit einem grossen E beziehungsweise A zu schreiben …!»

Ihre Aussage verfiel ihre Wirkung nicht und mir wurde klar, welch starke Energie von der unkonventionellen Schreibweise «Einzig-Artiges» ausgeht. Plötzlich wusste ich: «Wow, genau so muss es geschrieben sein – und nicht anders! Schliesslich ist es ein Einzig-Artiges Buch, das seine Eigenheit besitzt und sich auf seine Art zum Ausdruck bringt!

Weshalb hast du Dich für diese sechs Persönlichkeiten entschieden?
Gab es so etwas wie einen Kriterienkatalog?

Ziel war es, sehr unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen und Berufsfeldern zu gewinnen, um ein ganzheitliches Bild vermitteln zu können. Es lag nicht von Anfang an auf der Hand, welche sechs Menschen letztlich mitwirken würden. Als ich die Idee ernsthaft zu verfolgen begann, spürte ich mit zunehmender Klarheit, dass in diesem Buch eine ganz bestimmte Kombination von Individuen zusammenfinden darf. In ihrer Gesamtheit würden sie eine einzigartige Energie bilden, die den Leser auf besondere Weise zu durchdringen vermag. Meine innere Führung und der natürliche Lauf der Dinge sorgten dann dafür, dass ich nach und nach zu diesen sechs Menschen fand.

Mir hat die Entstehungsgeschichte dieses Buches erneut bewiesen, wie wichtig es ist, sich auf einen Prozess einzulassen – und sich vertrauensvoll den damit in Bewegung gebrachten Entwicklungen mitzugehen. Es ist wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben, doch bei der Verwirklichung dessen sollte man sich nicht auf ein bestimmtes Resultat fixieren. Es kommt immer noch etwas anders, als man denkt – und meistens noch viel besser, wenn man dem Leben erlaubt, uns seine Möglichkeiten vor unseren Füssen auszubreiten!

Als ich beispielsweise vor einigen Jahren vermeintlich zufällig auf den Künstler Alireza Varzandeh traf und seine Bekanntschaft machte, wäre mir nicht im Traum eingefallen, dass ich schon bald mit ihm zusammenarbeiten würde. Genausowenig spürte ich zu Beginn, dass schlussendlich Elisabeth Bond eine meiner Interviewpartnerinnen sein würde. Sie hatte bisher immer davon abgesehen, Biographisches zu veröffentlichen.

Wie gelang es Dir, die sechs Protagonisten Deines Buches von Deiner Idee zu überzeugen?

Bei den einzelnen Umsetzungsschritten verliess ich mich auf mein Gespür, meine Kreativität und meinen gesunden Menschenverstand. Dabei machte ich mir keine Gedanken darüber, was realistisch oder machbar ist. Ich machte einfach – und das aus einer starken inneren Überzeugung heraus. Und das, was ich machte, versuchte ich zugleich möglich gut und professionell zu tun.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» wäre in der hier vorliegenden Form ohne die beiden ersten Publikationen nicht realisierbar gewesen. Ich bin überzeugt, sie haben zweifellos dazu beigetragen, dass sich die sechs Interviewpartner von meiner Arbeit und meiner Idee haben überzeugen lassen. Denn die Bücher sind nicht nur Leistungsausweis, sondern ebenso Zeugnis meiner schriftstellerischen und künstlerischen Eigenart. Durch sie bin ich für andere erkenn- und einschätzbar geworden.

Gut erinnere ich mich daran, wie Alireza Varzandeh bei meinem ersten Besuch in seinem Atelier zu mir sagte: «Sie schreiben so schön. Das gefällt mir. Sie können mit Worten all‘ das ausdrücken und in die Welt tragen, was ich in Form der Malerei zu transportieren versuche und mir selbst mit Worten nie gelingen würde.» Dechen Shak-Dagsay formulierte denselben Gedanken – einfach anders und in Bezug auf ihre Stimme und ihre Botschaft, die sie zu den Menschen bringen möchte.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» liest sich flüssig, baut Spannung auf, berührt, inspiriert, regt zum Nachdenken an. Wer darin nach klassisch verfassten Interviews sucht, wird diese jedoch nicht finden. Du hast Deine ganz eigene Ausdrucksweise gefunden, die Gespräche in eine Geschichte zu verwandeln und aufzuschreiben. Weshalb hast Du Dich für diese Form entschieden?

Eine Ausdrucksform zu finden, die dem Leser die Ernsthaftigkeit und Schönheit des Lebens und die darin liegenden Möglichkeiten, Herausforderungen und Gesetzmässigkeiten auf unterhaltsame Weise näher bringt und ihn im Inneren zu erreichen vermag, war für mich zentral.

Die klassische Frageform erschien mir dafür zu langweilig, weder inspirierend noch berührend genug. Die hier vorliegende Frage- und Erzählform hat sich im Laufe des Schreibprozesses zu entwickeln begonnen und ist in der Tat etwas ganz Eigenes. Alles sollte in harmonischer Weise ineinander übergehen und ein ganzheitliches Bild vom Leben, seinen Chancen und Unwägbarkeiten vermitteln. Wer mich kennt, weiß, dass dies Teil meiner schriftstellerischen Eigenart ist.

Du schreibst: «Wir tragen von Natur aus das Wissen in uns, wer wir sind, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Berufung ist. Die meisten von uns sind sich dessen nicht von Anfang an bewusst.» Wann wurde Dir bewusst, dass es Teil Deines Lebenspotentials ist, Bücher zu schreiben?

In meinen jungen Jahren hatte ich diesbezüglich weder Ambition noch Wunsch, geschweige denn eine Vorahnung. Eines meines Lieblingsfächer in der Schule war zwar Deutsch. Ich liebte es, Aufsätze zu schreiben und in meiner Freizeit verfasste ich viele Geschichten in meiner gedanklichen Welt und sinnierte über das Leben. Zudem erinnere ich mich daran, als Teenager einst ernsthaft mit dem Gedanken gespielt zu haben, Journalistin zu werden. Diese Idee verwarf ich jedoch wieder.

Ich war Anfang zwanzig, als mir das in mir vorhandene Potential des Buchschreibens das erste Mal ins Bewusstsein gerufen wurde. Während einer astrologischen Beratungssitzung wurde mir gesagt, dass ich später in meinem Leben bevorzugt Worten – geschriebenen und gesprochenen – arbeiten und Menschen inspirieren würde. Damals fiel mir die Vorstellung daran, Bücher zu schreiben, schwer. Es war kein Thema für mich – noch nicht, wie ich heute weiss.

2010 begann sich in meinem Leben viel zu verändern. Eine längere Umbruchphase wurde eingeleitet. Und eines Tages begann ich auf einmal zu schreiben – ohne darüber nachzudenken, weshalb. Ich hielt fest, was meine feinfühligen Gedanken mir vermittelten. Ich schrieb. Und schrieb. Und «ICH BIN.» entstand. Als ich es 2013 veröffentlichte, überraschte ich viele. Auch mich selbst … ! Mittlerweile ist das Buchschreiben nicht mehr wegzudenken; ich liebe es und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht in die Tasten greife oder etwas intuitiv zu Papier bringe.

Ich finde es extrem spannend, was das Leben für uns alle auf Lager hat. Es hält für jeden für uns wunderbare Überraschungen parat! Wenn man offen dafür ist, mit dem Leben und seinen Entwicklungen mitzugehen, offenbaren sich einem immer wieder neue, schöne Horizonte und dabei entdeckt man sich selbst auch immer wieder neu. Das finde ich etwas Wunderbares. Der eigene Entwicklungsprozess hört nie auf.

Der Maler Alireza Varzandeh sagt im Gespräch mit Dir: «Jede Herausforderung ist eine Einladung, persönlich ein Stück zu wachsen». Inwieweit war dies während der Entstehung dieses Buches bei Dir der Fall?

In der Tat – einmal mehr war es eine sehr spannende schriftstellerische Herausforderung und Aufgabe, «Unser Einzig-Artiges Leben.» zu schreiben. Eine, die ich sehr liebte, obwohl sie mir besonders viel Einfühlungsvermögen, Konzentration und Disziplin abverlangte! Wie man sich vorstellen kann, erfordert es einige Fleissarbeit ein drei- bis vierstündiges Gespräch wortwörtlich festzuhalten und daraus einen lesbaren Text zu formen, der einem roten Faden folgt. Und die Entscheidung – was gehört davon ins Buch und was nicht- ist eine Aufgabe für sich, die viel Fingerspitzengefühl erfordert.

Mein Ziel war es, die Essenz des Gesagten herauszufiltern und in meine Schreibweise zu übersetzen, ohne dass dabei die Energie meiner/s Gesprächspartner/in verloren geht. Der Mensch, seine Persönlichkeit sollte für den Leser spür- und wahrnehmbar bleiben – und sich zugleich harmonisch mit meiner schriftstellerischen Eigenart verbinden. Ich war aufgefordert, mich beim Schreiben jeweils mit der Energie meiner Interviewpartner/innen zu verbinden, ohne dabei der Kunst meiner Schreibqualität untreu zu sein. Und ich glaube, dieses Vorhaben ist geglückt.

Jeden Monat gibt es unzählige Neuerscheinungen. Warum braucht die Welt dein Buch? Weshalb sollte dein Buch gelesen werden?

Ich weiss nicht, ob und wie sehr die Welt mein Buch braucht – aber ich bin sicher, dass es einige Menschen gibt, denen es wertvolle Inspiration sein kann. Und eins ist natürlich nicht zu vergessen: Dieses Buch ist einzigartig! Es gibt auf unterhaltsame, bewegende Weise tiefgründige Antworten auf zentrale Lebensfragen und verdeutlicht, welche Mechanismen im Leben eines Menschen wirksam sind und worauf es ganz besonders ankommt. Und dies tut es auf seine Art, seine ganz eigene. Wer es liest, wird verstehen, wovon ich spreche.

«Unser Einzig-Artiges Leben.» ist eine Einladung, über sein eigenes Leben nachzudenken. Von Elisabeth Bond ist das Zitat zu lesen: «Alles, was uns im Aussen begegnet und unsere Aufmerksamkeit erlangt, ist eine Spiegelung dessen, was in der einen oder anderen Art in uns selbst existiert.» Inwieweit waren die sechs Persönlichkeiten ein Spiegel für dich?

Jeder von ihnen war auf sehr unterschiedliche Weise ein Spiegel für mich. Und das weit mehr und viel tiefer, als ich zu Beginn erwartet hatte! Jede Geschichte hat mit mir auf ihre Weise gearbeitet – auch wenn meine Lebensrolle und mein Weg so ganz anders sind, als diese der sechs Mitwirkenden.

Im Alltag passiert es mir immer wieder, dass mir in bestimmten Situationen plötzlich ein Zitat von einem der sechs in den Sinn kommt. Von jetzt auf nachher taucht eine ihrer Aussagen oder eine Erinnerung an eine ihrer Lebenserfahrungen in meinem Inneren auf, die mich im entsprechenden Moment unterstützt oder an etwas Zentrales erinnert. Sehr praktisch und hilfreich!

Das Buch hat es geschafft, mir vieles ins Bewusstsein zu rufen – Aspekte, die mich auf meinem Weg auf vielfältige Weise innerlich bestärken. Bestimmte Inhalte erinnern mich regelmässig daran, wie elementar es ist, sich selbst treu zu bleiben – auch dann, wenn nicht immer alles rund läuft. Alle sechs Menschen mit ihren Erfahrungswerten sind für mich Mutmacher – und ich weiss, das sind sie nicht nur für mich. Deshalb bezeichne ich das Buch ebenso als Ermutigungsschrift.

Liebe Christine, herzlichen Dank für dieses einzigartige Gespräch. Eine Frage drängt sich mir jedoch noch auf: Arbeitest du bereits an Deinem nächsten Buchprojekt – und wenn ja, wie geht es weiter?

Zahlreiche Ideen tummeln sich in meinem Kopf und sind bereits in Form von Notizen auf Papier festgehalten. Eine erste Vermutung besteht, worüber das nächste Buch handelt, aber klar wird sich mir das erst in den kommenden Monaten zeigen – denke ich. Zuviel möchte ich jetzt noch nicht verraten, sondern mich zuerst einmal über «Unser Einzig-Artiges Leben.» freuen, es mit aller Kraft und Konzentration den Menschen näher bringen und dorthin tragen, wo es den Einzelnen auf seinem einzigartigen Weg unterstützen kann.

Mehr zum Buch: www.edition-livingtalents.com

 

*Imelda Breitenmoser ist Inhaberin von Breitenmoser Human Resources GmbH. Ziel ihrer Arbeit ist, Menschen und Organisationen zu einem positiven Denken und Handeln im Umgang mit Veränderungen zu bewegen. Sie ist unter anderem Expertin in der Entwicklung von agilem Mindset und der Etablierung neuartiger tragfähiger Zusammenarbeitskulturen.

Leidenschaft basiert auf starken und intensiven Empfindungen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen menschlichen Trieb, sondern um eine grundsätzliche Lebenskraft, die in allen von uns schlummert und in vielen Lebensbereichen und Daseinsebenen erfahr- und lebbar ist. Es wäre ein Irrtum zu glauben, Leidenschaft handle einzig von starken inneren Impulsen des Empfindens, Begehrens und Erlebens in Sachen romantischer oder körperlicher Liebe. Sie ist weit mehr, spielt sich auf verschiedenen Ebenen ab und hat unterschiedliche Erscheinungsformen – und: Sie spielt eine wichtige Rolle in einer Zeit, in der wir aufgefordert sind, uns noch stärker zu entfalten!

Was bedeutet für Dich Leidenschaft?

Jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung, was für ihn Leidenschaft bedeutet, aber nicht jeder hat sie schon in sich entdeckt und entfacht. Während für den einen das Tanzen eines Tangos eine leidenschaftliche Angelegenheit ist, folgt ein anderer voller Passion seinem Beruf und ein Dritter empfindet Leidenschaft, wenn er die Frau seines Begehrens berührt. Alle Drei sind voller Begeisterung bei der Sache und widmen sich ihr mit absoluter Hingabe. Das verbindet sie mit dem Wesen der Leidenschaft.

Einer Leidenschaft in gesundem Maße nachzukommen, verspricht Genuss, positiv empfundene Intensität und bewusst erlebte Fülle, die sich in Form einer ganz besonderen Energie im Inneren ausbreitet. Leidenschaft erzählt von starker Hingabe, tiefer Begeisterung, Enthusiasmus und einem von der Ratio nur schwer einzureihenden Verhalten. Ihre Kraft entspringt dem inneren Feuer, das einen zu wunderbaren Leistungen antreibt. Menschen, die leidenschaftlich sind, erkennt man daran, dass sie vor Energie sprühen, sich einer Sache mit ganzem Herzen verschreiben, charismatisch wirken und auf ihre Umgebung inspirierend wirken. Leidenschaftliche Persönlichkeiten bewirken durch ihr Sein etwas im Leben anderer. Sie verfolgen ihre Ziele mit konzentrierter Energie und lassen sich nicht so schnell von ihren Vorhaben abbringen. Ihr Ausdruck ist echt und sie fühlen sich wohl in ihrer Haut.

Wie leidenschaftlich bist Du?

Alles beginnt mit unserer Begeisterung für das Leben und der Dankbarkeit für die zahlreichen Möglichkeiten, es zu erfahren und umzusetzen. Indem wir in unserem Alltag das zu tun beginnen, was uns begeistert und Freude in uns auslöst, und es weiterführen, entzünden wir das innere Feuer. Geben wir den Bedürfnissen unserer Seele und unseres Herzens Raum und kommen wir ihnen nach, finden wir zu einem Leben leidenschaftlicher Natur. Gelebte Leidenschaft ist das Fundament unserer individuellen Schaffenskraft. Sie entspringt der Selbstliebe und dem Selbstbewusstsein. Je mehr wir uns selbst annähern und selbst erkennen, desto leidenschaftlicher werden wir in dem, was wir tun. Entflammt die Leidenschaft, werden enorme Energien in Bewegung gesetzt, die uns anspornen, etwas Bedeutendes zu schaffen. Leidenschaftliche Begeisterung lässt uns fokussierter, beweglicher und vor allem lebendiger sein. Packt uns die Leidenschaft, können wir fast alles erreichen, was wir uns vorgenommen haben. Sie ist ein uns unermüdlich antreibender Motor, der enorme Kräfte und intensive Glücksgefühle freisetzt.

Selbst Georg W. F. Hegel (1770–1831)
und Immanuel Kant (1724–1804),
die sich in erster Linie mit der Funktionsweise unseres Geistes
und der Bedeutung der menschlichen Vernunft beschäftigten, räumten ein,
dass ohne Leidenschaft nichts Großes erreicht werden könne.

Leidenschaft ist nichts anderes als die Lust auf das eigene Ich und das Leben. Das ist letztlich auch die Voraussetzung dafür, dass die Leidenschaft ihren Weg in unser Liebesleben findet und nicht umgekehrt. Leiden wir an Lustlosigkeit, ist dies nichts anderes als ein Resultat fehlender Leidenschaft, eines zu dominierenden Verstandes und blockierter Kreativität. Darüber hinaus bedeutet es, dass wir der Liebe in jeglicher Form zu wenig Platz in unserem Leben zugestehen. In diesem Fall gilt es, ihr ganz allgemein wieder oder endlich einen zentralen Stellenwert zu geben: sowohl der Liebe zu sich selbst und den eigenen Ressourcen als auch der Liebe zu anderen Menschen. Sie in unserem Innern entzünden können wir letztlich aber nur selbst. Wir alleine besitzen den Schlüssel für diese Tür.

Sind wir lust- und leidenschaftslos, können uns folgende Punkte dabei unterstützen, wieder zu einem lustvollen Leben zu finden:

  • Selbstbewusstsein schaffen und sich mit der eigenen Person auseinandersetzen,
  • sich dem authentischen Selbstausdruck verpflichten,
    die eigene Kreativität fördern und ausdrücken (bspw. musisch, geistig, handwerklich etc.)
  • der Freude folgen und leben,
  • sich mit Dingen und Menschen umgeben, die einen inspirieren und positive Gefühle auslösen, 
  • lernen, sich zu entspannen und sich auch einmal dem Nichtstun hingeben,
  • etwas wagen, mutig sein – etwas „Ver-rücktes“ tun und aus der eigenen Komfortzone heraustreten,
  • Genuss und Sinnlichkeit in das eigene Leben bringen.

Leidenschaft zu leben bedeutet für die meisten Menschen ein Wagnis. Sich aus Angst vor einem eventuellen Kontrollverlust der Leidenschaft zu verschließen, empfiehlt sich aber keinesfalls. Wie gerne wir Risiken eingehen und wie gewinnbringend das für uns ist, hängt wiederum von unserer Prägung und unseren individuellen Lebensaufgaben ab. Ganz allgemein gilt jedoch: Wenn wir in unserem Leben weder kleinere noch größere Risiken einzugehen wagen, führt das früher oder später zu Erstarrung, Depression oder Frustration. In der Astrologie wird das Risiko demselben Horoskopbereich zugeordnet, zu dem auch die Themen «Selbstausdruck», «Lebenslust», «Erotik», «Spiel und Spaß», «Leidenschaft», «das innere Kind», «Kreativität und Schöpferkraft» gehören. Das verdeutlicht, wie stark das Wesen der Leidenschaft mit dem inneren Feuer und dem authentischen Schöpfertum zusammenhängt und wie sämtliche Aspekte des Lebens ineinander übergehen, sich nähren und gegenseitig befördern.

Eine gesunde und bewusst gelebte Leidenschaft zeugt vom Ausdruck unseres inneren Feuers, das uns brennen, aber weder aus- noch verbrennen lässt. Leidenschaft verlangt von uns höchste Achtsamkeit und Bewusstheit. Wie essentiell der bewusste Umgang mit dieser dynamischen Energie ist, zeigt sich auch anhand der Mechanismen körperlicher, sexueller Leidenschaft. Ihre Intensität ist das Ergebnis des Ausdrucks selbstbewusster Energien und der gleichzeitigen Erfahrung des Empfangens und darin Aufgehens. Kommt es hier zu einem Ungleichgewicht der Kräfte, bedeutet das Leiden, Zwanghaftigkeit oder Sucht einerseits oder Lustlosigkeit andererseits. Viele Herausforderungen in sexuellen Beziehungen entstehen aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen den Energien des Gebenden und des Empfangenden, des Männlichen und des Weiblichen.

Letztlich ist es die Leidenschaft, die wir in uns entfachen, mit der wir etwas tun und die wir fühlen, welche uns erfolgreich sein lässt. Beim Ausüben unseres Berufes macht unsere Leidenschaft beispielsweise den feinen und entscheidenden Unterschied. Sie ist es, die uns von anderen unterscheidet und unsere Arbeit von genauso oder zumindest ähnlich talentierten Menschen abhebt. Nutzen wir unsere Begabungen, bauen wir diese aus und sammeln wir Erfahrungen damit, werden wir zum Spezialisten in unserem Fach. Dann sind wir gut oder sogar sehr gut in dem, was wir tun. Fügen wir unserem Talent noch Leidenschaft hinzu, werden wir zum Meister in unserer Berufung, der andere durch sein Dasein berührt.

Möchten wir bloß existieren oder leben?
Wollen wir das Leben in seiner Wahrhaftigkeit und Intensität spüren und erleben?
Jeder von uns hat darauf eine eigene Antwort zu finden.
Mit oder ohne Leidenschaft.

Ein Leben ohne Passion kann vernünftig sein, meistens ist es aber genauso langweilig und uninspiriert. Es sind unsere einzigartigen, speziellen und intensiven Gefühle, die das Leben lebenswert und zu einem leidenschaftlichen Unterfangen machen. Erst durch gelebte Leidenschaft können wir unser Leben und die Begegnungen mit anderen Menschen zu etwas Besonderem werden lassen.

(aus: Christine N. Kloess, WIR SIND. In sich das Gemeinsame entdecken, Kamphausen Mediengruppe 2013)

Neulich in Paris. «Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen? Was wünschen Sie?» Zwei süsse Kugelaugen schauen empor zu mir. Sie gehören einem kleinen niedlichen Roboter, der mich begrüsst, als ich die Verkaufsräume eines japanischen Mode-Labels betrete. Nicht weiter erstaunlich treffe ich hier auf ihn, schliesslich sind die Japaner führend im Umgang mit diesen maschinellen Erscheinungen.

Fast ein bisschen zum Verlieben ist der Kleine, mit dem ich gerade Bekanntschaft mache. Ich bin neugierig, gehe in Konversation mit meinem «neuen» Verkaufsfreund, und erfahre dabei in unsagbar kurzer Zeit, wie schnell er an seine Grenzen stösst. Und es ist deutlich wahrnehmbar, wie leer und tot die Verbindung zwischen uns ist. Nichts fliesst. Daran können auch seine Kugelaugen nichts verändern. Tja, bei allen Wundern, die die heutige Technik so hervorbringt – so ein Roboter ist eben letztlich doch kein Mensch. Er wird immer Maschine bleiben. Mag er noch so hochentwickelt sein.

Wie es das Wort schon sagt und sehr bezeichnend beschreibt:
Künstliche Intelligenz ist künstlich, nicht natürlich.
Und das ist genau der springende Punkt!

In Zeiten der fortschreitenden Technisierung, Robotisierung und Digitalisierung und aller damit aufkommenden Herausforderungen und Verantwortlichkeiten dürfen wir eins nicht vergessen: Sämtliche dieser Entwicklungen haben eigentlich zum Ziel, uns noch näher zu unserem Menschsein, zu unserer Einzigartigkeit, zu unseren natürlichen Besonderheiten und zu neuen Möglichkeiten zu führen. Wir sind im Begriff eine Erweiterung zu erfahren. Nicht umsonst befinden wir uns im viel zitierten Bewusstseinszeitalter.

Die künstliche Intelligenz kann uns ein guter Partner sein, ein wertvoller Unterstützer und tatkräftiger Entlastungshelfer. Sie darf uns aber weder Chef sein geschweige denn zu einem Diktator werden. Sie zu verherrlichen wäre genauso falsch und irrsinnig wie ihr alles zu übertragen und sie grenzenlos wirken zu lassen. Wir müssen damit aufhören, uns von anderen einreden zu lassen oder zu denken, der Mensch sei diesen Entwicklungen ausgeliefert und Maschinen könnten ihm seinen Platz und Wert streitig machen. Verdrängen kann uns nur das, von dem wir uns verdrängen lassen.

Wir dürfen nicht glauben, wir seien im Nachteil gegenüber technischen und digitalen Entwicklungen – ganz im Gegenteil. Das Zwischenmenschliche, das Persönliche, das Authentische und die eigene seelische Kraft gewinnen durch den zunehmenden Fortschritt an Wert. Und wenn wir es richtig einsetzen erhöht sich ebenso seine Wirksamkeit und Relevanz.

Der Technik wohnt unbestritten ein Zauber inne. Sie mag uns zum Staunen veranlassen und uns einiges erleichtern – doch den Menschen verdrängen oder ersetzen vermag sie nicht. Nicht heute, und nicht später. Dabei hat es jeder von uns selbst in der Hand, ob er zu einem Spielball der neuen Errungenschaften wird, seine Eigenverantwortung abgibt oder in seine Verantwortung kommt, bewusst und achtsam die Hilfsmittel der heutigen modernen Zeit zu Beginn des dritten Jahrtausends für wohlwollende Zwecke zu nutzen versteht.

Maschinen sind seelenlos, der Mensch ist es nicht.

Was uns als Individuum ausmacht sind unsere Werte, Haltungen, Überzeugungen und Einstellungen. Es ist unsere Fähigkeit, zu lieben und unabhängig zu denken und eigenständig zu handeln. Es ist die Gegebenheit, sich mit der Intuition verbinden zu können und Geistesblitze zu empfangen. Und unsere Gabe, auf jede Situation individuell und spontan eingehen zu können. Uns persönlich zeichnet aus, echte Beziehungen herstellen zu können, andere durch unsere Eigenheit berühren und inspirieren oder motivieren zu können. Es sind unsere Tugenden, die uns als Person auszeichnen. Es ist unsere intuitive, gefühlsbasierte und spirituelle Intelligenz, die uns von Maschinen und Robotern unterscheidet. Kreativ, mutig und ehrgeizig zu sein, echtes Mitgefühl zu zeigen oder voller Liebe zu kreieren – das alles kann nur ein Mensch zum Ausdruck bringen, der in Kontakt mit sich selbst steht.

Wir sind lebendig. Eine Maschine ist das nicht – mag sie noch so voller Wissen und in ständiger Bewegung sein.

 «The next Rembrandt» – so heisst das Bild, dass das Werk eines modernen Computerprogramms ist und paradoxerweise typischer wrkt als alle Rembrandt-Bilder, die der niederländische Maler (1606 – 1669) jemals zu kreieren verstand. Die künstliche Intelligenz, die das genannte Bild erschaffen hat, wurde mit Rembrandts Pinselstrichen gefüttert und errechnete daraus das typische Rembrandt-Gemälde schlechthin. Das Resultat dieser Rechenleistung wurde folgend von einem 3D-Drucker ausgedruckt. Fertig war das neue Bild des holländischen Meisters, der schon lange nicht mehr lebt. Auf den ersten Blick wirkt das Bild erschreckend vollkommen. Schön anzusehen. Wie ein Rembrandt eben. Nichtsdestotrotz offenbart sich einem bei tieferer und intuitiver Betrachtung, wie dem Ganzen etwas Massgebliches fehlt. Trotz aller Perfektion. Etwas ganz Bestimmtes ist nicht auffindbar: Das gewisse Etwas, das den Betrachter in seinem Inneren zu berühren weiß. Eine ganz besondere Kraft fehlt. Das Bild ist ohne Seele – ihm fehlt jene einzigartige und unverfälschte Kraft, die Rembrandt als Mensch durchdrungen hat und mit der er auf seine ganz eigene Art seiner Kunst zum Ausdruck verhalf. Selbst so mancher Kunsthistoriker bemerkte dies und war mit dem Bild nicht glücklich. Ihrer Meinung nach fehlt dem Bild ganz offensichtlich ein wichtiges Merkmal der Rembrandt-Malerei: der Glanz auf der Nasenspitze, wie DIE WELT am 16.04.2016 schrieb.

Unsere ureigene, schöpferische und vor allem natürliche (göttliche) Kraft birgt etwas Einzigartiges in sich und bringt etwas ganz Besonderes zum Ausdruck, das die künstliche beziehungsweise maschinelle Intelligenz nie hervorzubringen vermag. Und es ist eine unserer hohen Aufgaben, unseren Raum als Mensch mit seinen schönen Qualitäten noch bewusster, stärker einzunehmen und uns darauf zu besinnen, womit wir uns am besten einbringen können.

Werden wir uns also bewusst, welches Glück wir haben, ein Mensch zu sein, der ein Leben geschenkt und damit die Möglichkeit erhalten hat, sich auf seine ganz eigene Weise auszudrücken! Diese Chance dürfen wir uns nicht entgehen lassen.

Um unsere Herausforderungen und Verantwortlichkeiten als menschliche Wesen auf dieser Welt sowohl auf persönlicher, beruflicher als auch auf gesellschaftlicher Ebene besser zu verstehen, lohnt sich ein ganzheitlicher Blick auf Sinn und Zweck unseres Daseins. Nicht ohne Grund sind wir auf diese Welt gekommen. Unser Leben ist dazu da, um uns zu erproben, Neues zu wagen, Bestehendes weiter zu entwickeln und einen ganz eigenen Beitrag zur eigenen und kollektiven Entwicklung zu leisten. Mit unserer Geburt haben wir ein Versprechen abgegeben. Wir haben damit ja gesagt – dazu,  unseren eigenen Weg zu gehen, an unserer Persönlichkeit zu arbeiten, uns weiter zu entwickeln und unsere Fähigkeiten zum Allgemeinwohl in einer bestimmten Form und Rolle zum Ausdruck zu bringen.

Weiterlesen